Fenster für Rettung der Bebenopfer ist beinahe schon geschlossen
„Die Lage ist sehr, sehr schlimm. Viele Verschütteten konnten noch immer nicht geborgen werden. Viele Leichen, die von Angehörigen herausgeholt wurden, stapeln sich an den Straßenrändern“, beschreibt Mücahit Enes Turbil die Lage im Epizentrum des Bebens im türkischen Kahramanmaraş.
Der Lokaljournalist ist eigentlich in dem rund 500 km entfernten Konya zu Hause. Doch als er vom Beben erfuhr, machte er sich sofort auf den Weg. „Ich habe meinen Wehrdienst in Kahramanmaraş abgeleistet. Die Stadt, die ich von damals kenne, gibt es aber nicht mehr“, zeichnet Turbil die verheerende Lage nach. Und: „Bei solchen Katastrophen sind das türkische Rote Kreuz und die Katastrophenschutzbehörde zuständig. Aber nun hat sich gezeigt, dass diese nicht vorbereitet sind. Die Menschen vertrauen ihnen auch nicht mehr“, so Turbil.
Jedes 7. Gebäude zerstört
Schauplatzwechsel. Gaziantep, wo von den rund 6.400 Gebäuden 944 zerstört wurden, also jedes siebente. „In der Notunterkunft gibt es nur sechs Toiletten für Hunderte, Menschen sind gezwungen, über eine Stunde lang anzustehen“, sagt Rami Araban, der für die Hilfsorganisation CARE vor Ort ist. „Wir bekommen ein wenig Essen, Decken, Suppen und Windeln, aber das reicht nicht. Wir können vielleicht zehn Prozent der Menschen helfen“. Um etwas zu kaufen, brauche man Bargeld, doch die Automaten funktionierten nicht, klagt Araban.
Indes wurde am Donnerstag die verzweifelte Suche nach Opfern, die noch unter den Trümmern liegen, fortgesetzt. Doch das Fenster, noch Überlebende zu finden, hat sich bereits fast zur Gänze geschlossen. Zum Wochenende gebe es dann gar keine Hoffnung mehr, sagen Experten.
In der Nacht zum Donnerstag konnte ein Team der entsandten 85 Soldaten des österreichischen Bundesheeres eine Frau und zwei Männer bergen. Einem der Männer musste allerdings ein Arm amputiert werden, der unter einer Betondecke eingeklemmt war. In dieser Nacht konnten deutsche und britische Helfer in Kahramanmaraş zudem eine Mutter und deren sechsjährige Tochter nach einer spektakulären Rettungsaktion befreien: Nachdem die beiden geortet worden waren, wurde ein Tunnel angelegt, die beiden konnten unterkühlt, aber lebend geborgen werden.
A1 und 3: Gratisanrufe
Weil viele Österreicher mit Migrationshintergrund und Türken Angehörige in der Krisenregion haben, bieten zwei Mobilfunkbetreiber Gratistelefonate an: Bei A1 sind ab Freitag bis Ende Februar alle Telefonate in die Region kostenlos, Drei bietet diesen Service rückwirkend vom 6. Februar an, er endet am 15. 2.