Politik/Ausland

Was darf in einen Döner Kebab rein? Jetzt muss die EU entscheiden

Einmal ist es die Wachauer-Marillenmarmelade, eine andermal das steirische Kürbiskernöl, oder der Champagner: Der Schutz von Lebensmittel-Spezialitäten aus diversen Regionen Europas ist ein ständiges Thema für die EU-Kommission und sorgt regelmäßig für heftige Streitereien zwischen den EU-Staaten. An Döner-Kebab hatte dabei wohl kaum jemand gedacht. Schließlich sind die drehenden Fleischspieße quasi omnipräsent in Europa und die Qualität des Produktes, das da um ein paar Euro über die Buddel geht, oft sehr bescheiden.

"Traditionelle Spezialität"

Doch diesen vermeintlich lieblosen Umgang mit dem Döner Kebab wollen Lobbyisten aus der Türkei einen Riegel vorschieben. Sie haben sich an die EU gewandt, mit dem Antrag den Imbiss "mit alles und scharf" zur sogenannten "traditionellen Spezialität" zur erklären. Ein kühnes Vorhaben, schließlich ist ja sogar die grundsätzliche Frage ungeklärt, ob der Döner ursprünglich aus der Türkei stammt, oder doch aus Deutschland, wo er ja seinen Siegeszug um die Welt antrat.

Kein "Veggie-Döner" mehr

Der Internationale Dönerverband mit Sitz in Istanbul hatte eigentlich bereits vor zwei Jahren beantragt, Döner auf die EU-Liste garantiert traditioneller Spezialitäten zu setzen. Sollte dem stattgegeben werden, müssten Dönerspieße künftig in der gesamten EU nach einheitlichen Regeln hergestellt werden. Zudem würde die auch in Österreich übliche Verwendung von Kalb- und Jungrindfleisch sowie von Putenfleisch für die Dönerproduktion illegal werden. In dem Antrag heißt es nämlich, dass Döner aus Fleisch von mindestens 16 Monate alten Rindern oder Keulen- oder Rückenfleisch von mindestens sechs Monate alten Schafen zu bestehen hat. Sogenannte "Veggie-Döner", in die dann statt Fleisch vom Spieß, Kichererbsen-Laibchen, oder Schafkäse gestopft wird, wären natürlich ebenfalls nicht mehr möglich. Genau geregelt wäre damit auch, welche Zutaten für die Marinade zulässig sind, wie dick die Fleischscheiben zu sein haben und wie lange die mariniert werden müssen. Manches, was da in die in Massenproduktion hergestellten Döner-Spieße gepresst wird, käm ebenfalls auf den EU-Index. Was ansonsten von Joghurt bis Mayonaise und natürlich "mit scharf" in das Fladenbrot reingelöffelt wird, ist von dem Streit übrigens nicht betroffen.

Entscheidung steht unmittelbar bevor

Inzwischen aber sind Deutschlands Döner-Produzenten, aber auch die Standler und Lokalbesitzer gemeinsam bei der EU-Kommission vorstellig geworden, haben ihre Einwände gegen den türkischen Vorschlag eingebracht. Zum Wortführer hat sich übrigens Deutschlands Landwirtschaftsminister Cem Özdemir persönlich gemacht. Der sagt zu dem Vorstoß aus der Türkei: "Der Döner gehört zu Deutschland. Wie er hier zubereitet und gegessen wird, sollte jeder selbst entscheiden dürfen. Da braucht es keine Vorgaben aus Ankara"

Jetzt ist die EU-Kommission am Wort. Sie muss den Antrag des Internationalen Dönerverbands (Udofed) ebenso prüfen wie die Gegenvorschläge. Es gehe darum zu klären, ob die Einsprüche gegen den Vorstoß zulässig sind, teilte eine Sprecherin diese Woche mit. Dann würde die Behörde Konsultationen zur Streitbeilegung anordnen.

Es geht um ein Milliardengeschäft 

Dass es bei dem Streit um weit mehr als den Schutz angeblicher kulinarischer Traditionen geht, zeigen Zahlen auf der Website des Vereins türkischer Dönerhersteller in Europa. Der schätzt, dass europaweit zuletzt etwa 400 Tonnen Döner pro Tag produziert wurden und beziffert die Zahl der Beschäftigten in der Branche auf circa 60.000. Die Dönerbranche erzielt in Deutschland jährlich etwa 2,4 Milliarden Euro Umsatz, europaweit circa 3,5 Milliarden Euro.