Italien auf der Suche nach dem "Patient null"
Vielleicht ist es angesichts der bereits mehr als 100 Erkrankungen ohnehin von nebensächlicher Bedeutung. Dennoch läuft in Norditalien die Suche nach dem sogenannten „Patient 0“.
Zunächst war man sich der Sache relativ sicher: Ein 38-jähriger Mann war mit einem Freund, der aus China zu Besuch war, mehrfach zusammen. Er wurde im Spital von Codogno positiv auf das SARS-CoV2-Virus getestet. Eine 75-jährige Frau, die zeitgleich in diesem Spital war und ohne Test entlassen wurde, starb wenig später zuhause. Damit schien die Kette erklärt zu sein. Der Haken: Der 28-jährige vermeintliche „Patient 0“ hatte das Virus nicht, es wurden keine Antikörper festgestellt. Und der zweite Todesfall in der Region Veneto ist 230 Kilometer von Codogno entfernt. Wahrscheinlich gibt es also mehrere Infizierte, die das Virus nach Norditalien gebracht haben.
Oft milder Verlauf
Bei rund 5,3 Millionen Touristen pro Jahr aus China und mehr als 300.000 in Italien dauerhaft lebenden Chinesen ist das auch wenig verwunderlich. Zumal das Virus seinen heimtückischen Trumpf ausspielt. Weil der Krankheitsverlauf in den meisten Fällen milde ist, gehen Patienten in der Regel nicht zum Arzt oder gar in ein Spital und werden daher nie auf das Virus getestet. Sie stecken aber zahlreiche andere Personen an. So gehen Virologen davon aus, dass nur ein Drittel der aus China importierten Corona-Erkrankungen wahrgenommen wird. „Das Virus fällt erst auf, wenn es zu schweren Verläufen oder Todesfällen kommt“, sagt der Berliner Arzt Christian Drosten in der deutschen Zeitung Die Welt.
Der Begriff „Patient 0“ stammt übrigens vom ersten HIV-Infizierten in Nordamerika. Eigentlich wurde er Patient O genannt, das O stand für „Outdoor“. Und aus dem O wurde dann eine 0.