Politik/Ausland

Rede in Kiew: „Die freie Welt hat das Gesicht der Ukraine“

Wieder einmal war Polen der Eisbrecher: Als erster ausländischer Staatschef seit Beginn des russischen Einmarsches in die Ukraine am 24. Februar hielt Präsident Andrzej Duda am Sonntag eine viel bejubelte Rede im Parlament in Kiew. „Die freie Welt hat das Gesicht der Ukraine“, sagte der 50-Jährige unter dem Beifall der Abgeordneten. Sein Land werde „alles in seiner Macht stehende tun, um der Ukraine zu helfen, Mitglied der Europäischen Union zu werden“.

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Duda, der bereits zum zweiten Mal seit Kriegsbeginn in das Nachbarland gereist war, versicherte seinem ukrainischen Amtskollegen Wolodimir Selenskij: „Nur die Ukraine hat das Recht über ihre Zukunft zu bestimmen.“ Er bezog sich dabei auf „besorgniserregende Stimmen“, die meinten, Kiew solle den Forderungen des russischen Machthabers Wladimir Putin nachgeben.

Putins teuflisches Kalkül

Dieser verfolgt laut dem ehemaligen deutschen Botschafter in Moskau, Rüdiger von Fritsch, einen teuflischen Plan: Der Kremlchef wolle bewusst eine Hungersnot in Afrika und im Nahen Osten auslösen, so die Menschen dort zur Flucht nach Europa veranlassen und damit die EU destabilisieren, meint der Diplomat im Gespräch mit dem Tagesspiegel.

Deswegen lasse Putin die Getreideexport-Häfen im Schwarzen Meer blockieren und Getreidespeicher bombardieren. Laut deutscher Regierung handelt es sich um rund 20 Millionen Tonnen, die vor allem für Nordafrika und Asien bestimmt sind.

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Am Wochenende intensivierten die russischen Streitkräfte jedenfalls ihre Luft- und Raketenangriffe – und zwar im ganzen Land, unter anderem auch westlich von Kiew. Laut Angaben aus Moskau wurden westliche Waffenlieferungen ins Visier genommen, ukrainische Vertreter sprechen hingegen von „ziviler Infrastruktur“ die zerstört worden sei.

Auf den Schlachtfeldern kam es vor allem im Donbass im Osten des Landes zu schweren Gefechten. Eine der letzten Bastionen der Ukrainer in der Region, die Stadt Sewerodonezk, droht nun von russischen Truppen komplett umzingelt und belagert zu werden. Somit könnte diese Verbände ein ähnliches Schicksal ereilen, wie die rund 2.400 Soldaten, die sich wochenlang in dem Mariupoler Asow-Stahlwerk verschanzt gehalten hatten, letztendlich aber doch aufgeben mussten.