Politik/Ausland

"Die deutsche Greta" an CEOs: "Das ist eine freundliche Warnung"

Es gibt vermutlich nicht viele 23-Jährige, die mehr als 30 Termine die Woche haben. Es sei denn man steht an der Spitze der deutschen Klimaschutzbewegung. Seit einem Jahr organisiert Luisa Neubauer nicht nur die Veranstaltungen von Fridays for Future mit, sondern sitzt auch regelmäßig in Talkshows, wo sie mit Journalisten und Politikern debattiert. Eigentlich sollte die gebürtige Hamburgerin, die in Göttingen Geografie studiert, ihre Bachelorarbeit über nachhaltige Anlagenstrategien finalisieren, doch seit sie Greta Thunberg beim UN-Klimagipfel im polnischen Kattowitz kennengelernt hat, ist das vorerst zweitrangig.

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Von der jungen Schwedin inspiriert, schafften es Neubauer und ihre Mitstreiter auch in Deutschland Menschen auf der Straße zu mobilisieren - von Aachen, Bielefeld, Hannover bis München sind es längst nicht mehr nur Schüler, die demonstrieren. Das hat auch die deutsche Bundesregierung erkannt, die vor einigen Monaten flugs ein Klimaschutzgesetz verabschiedete.

"Behaltet uns im Auge"

Die Proteste sind deswegen allerdings nicht weniger geworden - und die Bewegung will sich neben Politikern nun die Wirtschaft vorknöpfen. Neubauer, die von Medien bereits die "deutsche Greta" getauft wurde, schrieb auf Instagram eine "freundliche Warnung" an die CEOs. "Behaltet uns lieber im Auge", schreibt sie auf Englisch an "Siemens, Joe Kaeser und alle anderen CEOs. Alle, die beabsichtigen, die Krise weiter anzuheizen, als gäbe es kein Morgen. Denn es gibt ein Morgen, es gibt eine Zukunft. Das sind wir, und wir werden euch die Zukunft nicht weiter zerstören lassen. Das war erst der Anfang.“

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Angebot von Siemens abgelehnt

Hintergrund zu dem Posting ist eine Auseinandersetzung zwischen Neubauer und Siemens. Wie zuvor Politiker suchen mitterweile auch Industriebosse den Kontakt zu Aktivisten. Der jüngste Versuch von Siemens-Chef Joe Kaeser, die 23-jährige Neubauer mittels Jobangebot einzubinden, schlug jedoch fehl. Er bot ihr einen Posten im Aufsichtsgremium von Siemens Energy an, den sie ablehnte. Statt ihr solle doch ein Vertreter von "Scientists for Future" zum Zug kommen, schlug sie ihm vor. Das lehnte Kaeser ab. Er brauche keine weiteren Experten, sondern "Leadership". Kritiker vermuten allerdings, dass es ihm bloß um PR ging. Denn zuletzt sorgte der Konzern für  Negativschlagzeilen: Trotz Bekenntnis zu mehr Klimaschutz liefert er weiter die Signaltechnik für eine Zugverbindung, mit der Kohle von einer geplanten Mine in Australien zum Hafen transportiert werden soll. Siemens-Chef Kaeser twitterte am Sonntagnachmittag, dass man alle Optionen abgewogen habe, sich aber an geltende Verträge halten müsse.

"Joe Kaeser macht einen unentschuldbaren Fehler", erklärte Neubauer später. "Diese Entscheidung ist aus dem Jahrhundert gefallen." Statt Verantwortung für das Pariser Klimaschutz-Abkommen zu übernehmen, gefährde Siemens damit das Ziel, die Erderwärmung auf unter zwei Grad einzudämmen. Noch am Montag wurde in mehreren deutschen Städten vor der Siemens-Zentrale gestreikt. Dass Neubauer den Siemens-Job ausschlug, heißt nicht, dass sie selbst einmal die Seiten wechseln will. Sie würde etwa eine Karriere als Politikerin nicht ausschließen, erklärte sie jüngst sie dem Studentenmagazin Zeit Campus. Gerade sehe sie ihre Rolle aber "in der außerparlamentarischen Opposition" und sieht sich als "Possibilistin" - eine Person, die verstehe, was politisch machbar und möglich sei.

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