Politik/Ausland

Nach den vielen Attacken plant auch Deutschland ein Messerverbot

Die Ärzte im Berliner Großkrankenhaus Charité schlagen Alarm: In den ersten sechs Monaten wurden heuer so viele Messeropfer behandelt wie im gesamten Vorjahr. 55 Verletzte nach solchen Attacken hätten versorgt werden müssen, berichtete der Geschäftsführende Direktor des Centrums für Muskuloskeletale Chirurgie, Ulrich Stöckle, der Berliner Morgenpost.

„Wir können nach der Behandlung von derartigen Verletzungen nicht einfach zur Tagesordnung übergehen“, sagte der Mediziner und fragte sich: „Warum gibt es diese zunehmende Gewaltentwicklung?“

Das erschreckende Bild zeigt sich für ganz Deutschland: Im Schnitt kommt es in der Bundesrepublik zu 24 Messerangriffen pro Tag. Im Vorjahr wurden laut Polizeistatistik 8.951 Fälle von gefährlicher und schwerer Körperverletzung bekannt, bei denen Messer zum Einsatz kamen, entweder um jemanden zu verletzen oder damit zu drohen. Das ist ein Anstieg um 5,6 Prozent im Vergleich zu 2022. 

Tatort Bahnhof

Und auch heuer registrierte die Bundespolizei laut dem Bericht der Bild am Sonntag wieder erneut mehr Messerangriffe – besonders in und nahe von Bahnhöfen. Heuer war dies bereits 440 Mal der Fall.

Angesichts dieser Zunahme von Messerangriffen will Deutschlands Innenministerin Nancy Faeser (SPD) nun das Waffenrecht verschärfen. Dabei will sie „den Umgang mit Messern im öffentlichen Raum weiter einschränken“.

In der Öffentlichkeit sollen Messer demnach nur noch bis zu einer Klingenlänge von sechs Zentimetern statt bisher zwölf Zentimetern mitgeführt werden dürfen. „Für gefährliche Springmesser wollen wir ein generelles Umgangsverbot schaffen“, sagte Faeser. 

Zudem rief sie die Kommunen dazu auf, mehr Waffen- und Messerverbotszonen einzurichten.

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In besonders tragischer Erinnerung blieb der tödliche Messerangriff eines 25-jährigen afghanischen Asylsuchenden, der Ende Mai mitten in der Stadt Mannheim einen Polizisten erstochen hatte. Der mutmaßliche Islamist hat ausgerechnet einen jungen Sicherheitsbeamten getötet, der in seiner Freizeit arabisch gelernt hatte, um Zuwanderer besser zu verstehen. Der Extremist hatte sechs Personen zum Teilschwer verletzt und den Polizisten getötet, der ihnen zu Hilfe eilen wollte.

„Symbolpolitik“

Die Tötung des Polizisten in Mannheim wurde „mit einem Messer verübt, dessen Mitführung schon nach geltendem Recht verboten war und ist“, empörte sich Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) über die Forderung Faesers nach einem schärferen Waffenrecht.

 Er kritisierte die von Faeser geplanten Messerverbote als „Symbolpolitik“. Das Tragen von Messern sei ja jetzt schon nur sehr eingeschränkt erlaubt: „Dass weitere Messerverbote das Problem der Messerkriminalität lösen können, muss bezweifelt werden“, sagte Herrmann dem „Münchner Merkur“.

Geplantes Verbot in Österreich

In Österreich wird die Diskussion um ein Messerverbot schon länger geführt: Im April legte Innenminister Gerhard Karner einen Gesetzesentwurf vor, wonach es künftig verboten sein soll, Messer im öffentlichen Raum mit sich zu führen.  

Demnach dürfen Messer aller Art griffbereit nicht mehr mitgenommen werden, vom „Schweizermesser“ bis hin zu Küchenmessern, Kampfmesser aller Art ohnehin. Das gilt im Ortsgebiet, in Park- und Sportanlagen, in Freizeitparks, bei Veranstaltungen, in öffentlichen Verkehrsmitteln, in Schulen, Unis und Kindergärten. Wer dagegen verstößt, kann mit einer Strafe bis zu 3.600 Euro oder mit bis zu sechs Wochen Haft bestraft werden.

Ausnahmen gibt es für Waffenkarten- oder Jagdscheinbesitzer, sie dürfen Messer tragen. Taschenmesser dürfen im Rucksack oder in einem „Sackerl“ mitgeführt werden, sodass Wanderer ihre Jause schneiden können. 

Derzeit gilt ein Messerverbot aber nur an bestimmten Orten – etwa am Keplerplatz und am Reumannplatz ( beide im Wiener Bezirk Favoriten): Hier ist es immer wieder zu brutalen Messerangriffen gekommen.