Wachküssen des Semmerings: Auch eine kulturelle Aufbruchsstimmung
Von Thomas Trenkler
Stefan Wollmann arbeitete lange für die Wiener Festwochen, 2012 ging er zu den Berliner Festspielen, 2019 kehrte er zurück – und war im engsten Team des neuen Staatsoperndirektors Bogdan Roščić. Nun ist er kaufmännischer Geschäftsführer der eben gegründeten Südbahnhotel Kulturgesellschaft.
Christian Zeller, der Eigentümer des legendären Hotels, bot ihm den Job an. Wollmann sagte spontan zu: „Ein Kulturprogramm an diesem geschichtsträchtigen Ort aufzubauen, ist eine einmalige Chance.“ Das Südbahnhotel war in seiner Blütezeit gesellschaftlicher Mittelpunkt der neu entstandenen Sommerfrische und hat sehr viele Künstlerinnen und Künstler angezogen, darunter Gustav und Alma Mahler, Egon Friedell, Adolf und Lina Loos, Karl Kraus und so weiter: „Die meisten der Attraktionsfaktoren von damals bestehen auch heute, daran wollen wir anknüpfen.“
Der Semmering stehe durch seine technologische, wirtschaftliche und touristische Entwicklung Ende des 19. Jahrhunderts emblematisch für Aufbruch: „Das Kulturprogramm wird sich darauf beziehen und immer wieder Künstler präsentieren, deren Werke Neuland betreten. Die Klassiker, auf die sich diese Innovationen und Bruchlinien beziehen, werden ebenfalls eine wichtige Rolle spielen.“
Und man will ganzjährig Angebote machen – auch während der Umbau- und Renovierungsarbeiten, die sich bis 2025 erstrecken werden: „Der Waldhofsaal, der glamouröse Speisesaal, die weitläufigen Terrassen werden auch während der Bauphasen meistens von Freitag bis Sonntag bzw. an Feiertagen zur Verfügung stehen.“ Vorgestellt werden soll das Kulturprogramm im Frühjahr; von wem es konzipiert wird, darf Wollmann noch nicht verraten.
Wollmann strebt jedenfalls Kooperationen an – etwa mit dem Kultur.Sommer.Semmering. Ob da eine Konkurrenzsituation entsteht? Er antwortet ausweichend: „Aus Sicht der kulturbegeisterten Besucher ist es eine sehr erfreuliche Entwicklung.“
Interessanterweise hat das Land Niederösterreich erst unlängst bekannt gegeben, dass es im Rahmen seine Kulturstrategie den Semmering wachzuküssen gedenkt. Der Ansatz sei, ihn „kulturell ganzjährig zu bespielen“. Zufall? „Die Interessen des Landes stimmen mit jenen für das Südbahnhotel auf ideale Weise überein“, so Wollmann. Derzeit laufen mit dem Land Verhandlungen über Förderungen für die Aufbauarbeit: „Wir sind zuversichtlich.“