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Wildunfälle: Wie man sie vermeidet, wie man richtig reagiert

Die oberösterreichische Landschaft ist idyllisch, das Gras steht hoch, die Hecken am Straßenrand sind dicht belaubt. Nebelschwaden verleihen der Morgendämmerung etwas Unwirkliches. Und dann, wie aus dem Nichts, springen zwei Rehe über die Fahrbahn: Vollbremsung, Adrenalin-Rush und Gott sei Dank: Sie waren schneller, verschwinden ohne Unfall auf der anderen Seite und zurück bleibt nur der Schreck.
Allerdings: Wildwechselunfälle können auch alles andere als glimpflich ausgehen. In Österreich kommt es im Schnitt alle sechs bis zehn Minuten zu einem Unfall mit Wildtieren im Straßenverkehr, meldet jagdfakten.at. Die offiziellen Zahlen der letzten Jahre liegen laut Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) bei rund 80.000 Wildunfällen pro Jahr. Schätzungen des ÖAMTC gehen davon aus, dass bis zu 100.000 Wildtiere auf Österreichs Straßen verenden. Auch für Menschen ist der unerwünschte Kontakt mit den Bewohnern der Wälder gefährlich – in manchen Fällen sogar lebensgefährlich. So verletzen sich laut KFV aktuell rund 350 Personen pro Jahr bei Verkehrsunfällen mit Wildtieren, zwei bis drei kommen sogar ums Leben.
In Kürze startet die Rehbrunft. Eine Zeit, in der es zu besonders vielen Unfällen kommt. Doch wie kann man ihnen vorbeugen? Und wie soll man - im Falle des Falles - als Fahrer reagieren?

 

Der NÖ Jagdverband appelliert, gerade in der Brunftzeit ab Ende Juni das Fahr-Tempo anzupassen und die Straßenränder im Blick zu behalten. „Bock und Geiß haben in der Brunftzeit den Kopf woanders. Der Bock etwa treibt die Geiß mit gesenktem Haupt und nimmt seine Umgebung nicht mehr wahr. Daher ist zum Schutz der Fahrzeuginsassen und der Wildtiere erhöhte Vorsicht im Straßenverkehr geboten“, so Landesjägermeister Josef Pröll. In Niederösterreich kommen jährlich mindestens 30.000 Wildtiere durch den Straßenverkehr zu Tode. Rehwild ist dabei mit 15.000 Stück am stärksten betroffen.
Der NÖ Jagdverband verfolgt zur Senkung der Wildunfallrate zwei Wege: Sensibilisierungsmaßnahmen in Form von TV-Spots in der Hauptwechselzeit im Herbst sowie Vergrämungsmaßnahmen wie Duftzäune sowie akustische und optische Warnmelder an neuralgischen Straßenabschnitten im Rahmen des Projekts „Wildtiere & Verkehr“. Sie warnen Wildtiere und halten sie im Falle von herannahenden Fahrzeugen von der Fahrbahn fern. In den vergangenen 13 Jahren wurden auf einer Länge von 1.730 km Landesstraße bereits über 123.000 Wildwarngeräte angebracht. Damit ist es gelungen, die Zahl der Rehwild-Nachtunfälle um bis zu 70 Prozent zu reduzieren. Beim Projekt „Wildtiere & Verkehr“ arbeiten der NÖ Jagdverband, das Land NÖ und die Universität für Bodenkultur sowie die Land & Forst Betriebe zusammen.

Vorsichtig, langsam und vorausschauend fahren sollte man vor allem in der Abend- und Morgendämmerung. Diese sind vom Wild aus gesehen die attraktivsten, da sie selbst nicht so gut gesehen werden - sie selbst sehen aber gut. Mit Autos rechnen sie allerdings nicht. Das Aufblendlicht sollte man so lange möglich offen lassen, damit man für die Tiere sichtbarer wird.
Die Wildwechsel-Warnschilder müssen unbedingt ernst genommen werden: Sie werden wirklich nur an jenen Stellen angebracht, in denen häufiger mit Tieren auf der Fahrbahn zu rechnen ist. Denn auch außerhalb der Brunftzeit gilt Vorsicht in Wildwechselzonen.
Aufmerksamkeit hilft, Unfällen vorzubeugen. Wer etwa ein Kitz sieht, sollte man sofort das Tempo verringern: Denn dann kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit damit rechnen, dass die Geiss hinterherkommt. Auch bei Wildschweinen gilt: Wer eines sieht, wird meist mehrere sehen. Denn das Rottentier lebt gesellig.
Im Falle eines drohenden Zusammenstoßes mit einem Wildtier sollte stark gebremst und das Lenkrad gut festgehalten werden, denn Ausweichmanöver stellen ein hohes Risiko für die Insassen und andere Verkehrsteilnehmer dar. Wer gute Reifen hat, ist hier sicherheitstechnische im Vorteil: Vor allem im Herbst, wenn schmieriges Laub die Straße bedeckt. Besondere Vorsicht gilt auch bei Starkregen, wenn die Sicht stark eingeschränkt und die Fahrbahn rutschig ist.

 

Sollte es dennoch zu einem  Wildunfall kommen, müssen die Fahrzeuglenker das Fahrzeug abstellen und die Unfallstelle absichern. Nach der Versorgung von verletzten Personen müssen Polizei und im Bedarfsfall die Rettung verständigt werden.  
Liegt ein verletztes Wildtier auf der Straßen, muss die Stellen von beiden Fahrtrichtungen gesichert werden. Ein zweites Pannendreieck ist hier eine nützliche Sache.
Von Berührungen der Tiere sollte man Abstand nehmen. Füchse etwa können Tollwut übertragen. Keinesfalls darf das Tier mitgenommen werden, um es etwa in die nächste Tierklinik zu bringen. Dies sollte man den Profis überlassen. Das sind in dem Fall die zuständigen Jägerschaft  - auch wenn ihr Kommen bedeutet, dass das Tier mit Gnadenschuss erlöst werden muss.
Allerdings bleibt das Wild meist nicht an der Unfallstelle liegen. Doch selbst wenn nach einem Zusammenstoß scheinbar schnell und unverletzt auf der anderen Seite der Straße verschwindet ist damit zu rechnen, dass es schwer verletzt ist und verenden wird. Grundsätzlich muss daher jeder Unfall – also auch wenn das Tier flüchtet – der Polizei gemeldet werden, die den Unfall aufnimmt und die Jägerschaft informiert, die die Bergung übernimmt oder nach dem verletzten Tier sucht.