Meinung/Mein Tag

Zucht und Ordnung am Badesee: "Wegen der Kinder warat´s"

Schlimmer. Mehrere zischende Laute lassen meine am Ufer eines burgenländischen Badesees liegenden Freunde aufschauen. Vor uns, ein Bademeister. Zumindest schaut er so aus. Zwar eher Gänsehäufel als Baywatch, aber immerhin fast ganz in Weiß. Unmissverständlich seine Geste mit den Händen im Brustbereich, adressiert an die beiden Damen in oben ohne.

Die natürlich nicht mundfaul und mit der berechtigten Frage, was das soll, weil ja in Österreich das Sonnenbaden der sekundären Geschlechtsmerkmale erlaubt ist. Das weiß unser verkappter Mitch Buchannon mit mutmaßlichem Pamela-Komplex vielleicht nicht, zieht aber angesichts des direkten Widerstands wieder ab.

Geht. Das passiert uns ausgerechnet am Tag der Vienna Pride, und während diskutiert wird, ob Regenbogenfahnen auf einem Stadion eine politische Botschaft sind. Ich mein, jeder soll doch tun wie er sie oder es will, solange sich alles im gesetzlichen Rahmen abspielt. Aber nur weil ein dahergelaufener Maybe-Baby-Bademeister eine Handbewegung macht, rührt frau doch noch kein Oberteil an. Zumindest nicht in meiner Bubble.

Interessiert hat´s uns aber und nicht nur deshalb, weil sich dann herausstellt, dass der gescheiterte Sittenwächter kein Bade- sondern Bürgermeister ist. „Wegen der Kinder“, meint er, als wir ihn dann beim nächsten vorbei gehen doch kurzerhand zur Rede stellen. Und überhaupt habe er doch geglaubt wir seien Ungarn. Als würd’s das besser machen ...

Immer. Im Telefonat einige Tage später erklärt er mir, der Wunsch sei von „zwei oder drei“ anwesenden Frauen geäußert worden. Nun wäre das für uns zumindest ein Argument gewesen. Zischende Laute von irgendwem sind es definitiv nicht. Egal, ob man Österreicher oder Ungar ist.

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