Warum die Autos endlich aus den Wohnstraßen verbannt werden müssen
Von Julia Schrenk
Am 9. September 1983 wurde das blaue Schild mit den spielenden Kindern zum ersten Mal aufgestellt. Die Mozartgasse im 4. Bezirk war die erste Wohnstraße Wiens. In Wohnstraßen dürfen Autos nur mit Schrittgeschwindigkeit unterwegs sein und Fußgänger und Radfahrer weder behindern noch gefährden. Kinder dürfen dort spielen – und zwar auf der Fahrbahn. Unweigerlich entsteht ein Bild im Kopf – von Kindern, die auf einen Federball dreschen und anderen Kindern, die mit Straßenkreiden auf die Fahrbahn kritzeln und Erwachsenen, die das fröhliche Treiben aus dem Abseits beobachten. Ein bisschen Dorf in der Stadt, wie schön.
179 Wohnstraßen gibt es derzeit in Wien, am meisten mit 17 im 15. Bezirk. Tendenz: steigend. Nur: Haben Sie in einer Wohnstraße jemals ein Kind spielen sehen? Annähernd eine Szene erlebt, die dem Bild im Kopf ähnelt?
Eben. Denn das Problem mit den Wohnstraßen ist seit 1983 dasselbe. Autos dürfen dort nicht nur zufahren, sondern auch parken. Warum das ein Problem ist, kann man derzeit ganz gut im 3. Bezirk beobachten. Jüngst wurden dort die Posthorngasse, die Krummgasse und die Tongasse jeweils zu Wohnstraßen umfunktioniert. Auf Wunsch der Anrainerinnen und Anrainer, denn zwei Sackgassen und die baldige Eröffnung von Magdas Hotel mit Garten sind tatsächlich ideale Umstände für eine Verkehrsberuhigung, die auch gelingen könnte. Den anderen Wunsch der Anrainerinnen und Anrainer, jenen nach einer Begrünung und Sitzgelegenheiten, hat man übrigens (noch) nicht erfüllt.
Aber solange Stadt und Bezirke nur Schilder aufstellen und sich nicht trauen, endlich die parkenden Autos aus den Wohnstraßen zu verbannen, werden die Kinder auch weiterhin nur auf den Schildern spielen.