Eine kurze Abhandlung über preußische Tugenden
Von Agnes Preusser
Der Chef sagt immer, es sei die niederste Form des Humors, wenn man anderer Leute Namen für Witze oder Wortspiele missbraucht. Moralisch betrachtet, hat er natürlich recht damit. Aber andererseits ist es schon ziemlich lustig, wenn der Name einer Person so richtig gut zu deren Beruf passt.
Beispiele gefällig? Kürzlich wurde im Internet hinterfragt, ob der Autor eines Artikels in der Washington Post wirklich objektiv berichtet habe. Der Titel: „Tyrannosaurus Rex könnte viel klüger gewesen sein, als man glaubt“. Geschrieben von Dino Grandoni.
Spott erntete auch Financial Times-Kolumnistin Sarah O’Connor (wie eine der zentralen Figuren aus dem Film Terminator), als sie im Jahr 2015 darüber twitterte, dass ein Roboter einen Arbeiter in einer deutschen Fabrik getötet hatte. Sie selbst, schrieb sie später dazu, habe Terminator nie gesehen und gehe nun unter in Anfragen über den Widerstand gegen die feindliche Übernahme der Roboter.
Natürlich ist auch die eigene Zeitung nicht vor derlei Dingen gefeit. Kollegin Sturm berichtet etwa regelmäßig über Wind und Wetter – aber sie ist dabei in bester Gesellschaft, auf CNN tut es ihr Mary Snow gleich, bei BBC Sara Blizzard. Ein schönes Beispiel ist auch Baron Brain. Der Brite war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als Neurologe tätig. Er war auch jahrelang Herausgeber des Medizin-Journals Brain, das aber nicht er selbst in großer Eitelkeit (wie man vielleicht glauben könnte) so genannt hatte, das Magazin war schon vor seiner Geburt gegründet worden.
Was das alles mit preußischen Tugenden – etwa Ordnung, Fleiß, Pünktlichkeit – zu tun hat? Nichts. Ich wollte nur auch einmal einen zu meinem Namen passenden Artikel-Titel haben.