Beichten bis der nächste Lockdown kommt
Von Julia Schrenk
Damals. Heute in einer Woche ist Karfreitag. Und heute in einer Woche vor einem Jahr war auch Karfreitag. (Ja, eh, an einem anderen Datum.) Heute in einer Woche vor einem Jahr waren wir in unserem ersten Lockdown.
Ostern, hieß es damals, sollen wir nicht mit Familienfeierlichkeiten verbringen, sondern nutzen, um zur Ruhe zu kommen. Fenster putzen, Kasten ausmisten. (Man war noch zu Scherzen aufgelegt im ersten Lockdown.)
Seit heute vor einem Jahr hat sich genau gar nichts verändert. Wir sollen zu Hause bleiben und niemanden treffen. Sogar das Wetter ist wie damals. Nur die Stimmung ist schlechter.
Mittwochabend verkündete der Bürgermeister gemeinsam mit den Landeshauptleuten aus Niederösterreich und dem Burgenland einen neuerlichen Lockdown.
Nur nennen wollte man das so nicht, eine „Ruhephase“ sei das nämlich. Das ist sehr lustig. Denn das klingt so, als hätten wir im vergangenen Jahr alle ganz furchtbar viel erlebt und bräuchten jetzt dringend ein paar freie Tage zu Hause.
Heute. Die Schanigärten an öffentlichen Plätzen müssen jetzt jedenfalls warten. Dafür konnte man am Karlsplatz gestern seine vorösterliche Beichte ablegen. Open Air. Auf Kirchenbänken. Die Pfarre zur Frohen Botschaft hat das organisiert.
Ob auch die hohe Stadtpolitik gekommen ist, ist nicht überliefert. Dabei hätte es einiges zu beichten gegeben.
Stadtrat Jürgen Czernohorszky hätte beichten können, dass er schon heimlich begonnen hat, die Hinweistafeln in den Parks mit dem Konterfei seiner Vorgängerin Ulli Sima abzubauen.
Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr hätte beichten könnten, dass er das mit der Kontrolle innerhalb der Koalition doch nicht so ernst nimmt.
Und Bürgermeister Michael Ludwig hätte beichten könnten, dass es ihm mit seinem „Alles halb so wild“-Gesundheitsstadtrat Peter Hacker doch manchmal zu bunt wird.
Aber die nächste „Osterruhe“ kommt ja bestimmt. Mit oder ohne Lockdown. Heute in einem Jahr.