Meinung

Helikoptergeld: Bestechend einfach. Oder einfach Bestechung?

Immer, wenn die Wirtschaft in ein tiefes Loch fällt, hat das Thema Helikoptergeld Hochkonjunktur. Gemeint ist die Idee, dass jeder Haushalt oder jede Person einen Batzen Geld erhält. Einfach so, direkt aufs Konto. Oder bar auf die Hand. Wie ein unerwarteter Geldregen.

Die USA, Japan, Singapur und Hongkong haben ihren Bürgern in der Corona-Krise solche Schecks ausgestellt – sei es, um den Konsum anzukurbeln. Oder aber, um die dort sehr locker gewebten sozialen Auffangnetze zu verstärken.

Mit dem Gedankenexperiment, das der US-Ökonom Milton Friedman im Jahr 1969 anstellte, hat das allerdings nur noch wenig zu tun. Er war kein dezidierter Befürworter dieser Freigiebigkeit; sein Konzept wird seither aber diskutiert, wenn Lösungen gefragt sind, um eine gefährliche Deflation abzuwenden.

Das sei in der Europäischen Zentralbank bis dato noch nicht der Fall gewesen, teilte EZB-Chefin Christine Lagarde erst kürzlich, nämlich am 21. April, mit: Man habe noch nicht darüber diskutiert und folglich dazu auch keine offizielle Meinung.

Warum die Idee, dass Notenbanken oder Staaten Geld unter die Menschen streuen sollten, in Krisenzeiten Anhänger findet, ist klar. Helikoptergeld würde sofort wirken.

Einfach und ohne Umschweife ausbezahlt: Wäre das nicht genau die unbürokratische Soforthilfe gewesen, welche die Regierung den Unternehmen versprochen hatte? An der Kurzarbeit, dem Härtefall- und Hilfsfonds und Kreditgarantien wird ja kritisiert, dass zu wenig oder gar kein Geld bei Betroffenen ankomme. Und wenn, dann zu spät. Die Wut und die Verzweiflung sind verständlich, zumal hier Existenzen auf dem Spiel stehen. Daneben gibt es aber jene, die sich (meist im Stillen) über einen prompten Zahlungseingang freuten.

Wie so oft lag der Teufel im Detail: In Wien war jeder zweite Kurzarbeitsantrag fehlerhaft. Die Ministerien, das Arbeitsmarktservice, Wirtschaftskammer und die Förderbanken nahmen sich Kritik zu Herzen: Hilfen wurden aufgestockt, der Bezieherkreis ausgeweitet. Somit änderten sich die Kriterien, was zur Verwirrung beitrug.

Einfacher ginge es immer, das sagt sich nachträglich aber leicht. Die Opposition forderte übrigens selbst tendenziell mehr statt weniger Auflagen – Stichworte Dividenden, Boni oder Kündigungsverzicht.

Aber ginge es denn nicht ganz ohne Formalitäten? Leider nein. Solch ein Blankoscheck, bei dem alle Betriebe, ungeachtet ihrer Branche, Größe und Finanzlage ungeprüft dasselbe Geld erhielten, wäre nämlich ebenso ungerecht wie höchstgradig ineffizient. „Einladung zum Missbrauch von Steuergeld“ wäre wohl noch der mildeste Vorwurf.

Und die Wirtshaus- und Taxi-Gutscheine, die in Wien an die Haushalte verteilt werden? Das ist ebenfalls kein Helikoptergeld, sondern soll eine temporäre und gezielte Form der Konsumankurbelung sein. Darin ähnelt es eher der Abwrackprämie von 2009, die die Autokäufe beflügeln sollte.

Bestechend einfach. Oder, in Vorwahlzeiten, einfach nur Bestechung? Die Vermutung liegt sehr nahe, dass es nicht die einzige Maßnahme zur Konsumbelebung bleiben wird. Davon wird es später sicher noch mehr geben. Und das nicht nur in Wien.