Mehr Platz

Was sind die Zukunftsperspektiven ukrainischer Vertriebener in Österreich?

Was sind die Zukunftsperspektiven ukrainischer Vertriebener in Österreich? Was braucht es, damit ihre Integration in die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt gelingt? Diese Fragen standen im Vordergrund der vom Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) organisierten Diskussion beim Europäischen Forum Alpbach. Zu Gast am Podium waren Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien Susanne Raab, Universitätsprofessorin Gudrun Biffl, OECD-Ökonom Thomas Liebig sowie die ukrainischstämmige ÖIF-Integrationskoordinatorin Bogdana Schnabl. 

Zu den Herausforderungen in der Integration von vertriebenen Ukrainerinnen und Ukrainern betonte Integrationsministerin Raab, dass staatliche Einrichtungen und die Zivilgesellschaft umfassend unterstützen und gleichzeitig jeder Flüchtling selbst an seiner Integration aktiv mitwirken muss. Die Integration in den Arbeitsmarkt ist neben dem Spracherwerb nun der zentrale Faktor. Ebenfalls machte sie auf die gestiegenen Flüchtlingszahlen aufmerksam: "Wir dürfen nicht vergessen, dass dieses Jahr, zusätzlich zu den über 80.000 Vertriebenen aus der Ukraine, auch noch alleine bis Mitte des Jahres über 40.000 Menschen einen Asylantrag in Österreich gestellt haben. Das sind jetzt schon mehr Menschen als im Rekordjahr 2015 - das ist eine Herkulesaufgabe für die Gesellschaft."

Alle Inhalte anzeigen

Unklare Bleibeperspektiven

Migrationsforscherin Gudrun Biffl, Mitglied des Statistikrates und des Expertenrates für Integration im Bundeskanzleramt, betonte, wie wichtig es sei, ukrainische Vertriebene rasch in den Arbeitsmarkt zu integrieren: "Es ist unglaublich wichtig, unabhängig von den Fähigkeiten, die man hat, zuerst einmal in den Arbeitsmarkt einzusteigen. Auch Jobs, in denen man möglicherweise unter seiner Qualifikation arbeitet, bringen einen voran, indem man Sprachkompetenzen erweitert und das Arbeitsleben in Österreich kennenlernt und Einblicke in bestimmte Branchen bekommt. Der beste Weg, eine Sprache zu lernen, ist die tägliche Kommunikation.

OECD-Ökonom Thomas Liebig verwies auf Unterschiede zwischen der derzeitigen Situation mit ukrainischen Vertriebenen und der Flüchtlingskrise 2015. "Dadurch, dass viele der ukrainischen Flüchtlinge noch keine klaren Bleibeperspektiven haben und viele von ihnen den Wunsch haben, wieder in ihr Heimatland zurückzukehren, bedarf es einer anderen Art der Integration", erklärte Liebig. Notwendig seien Maßnahmen, die einerseits die Integration im Gastland fördern, aber auch bei einer Wiedereingliederung in der Ukraine hilfreich sind, etwa Anpassungs- und Weiterbildungsmaßnahmen, die dafür sorgen, dass die häufig hohen formalen Qualifikationen auch im österreichischen Arbeitsmarktkontext Verwendung finden können.