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Die ehemaligen Feinde im Bosnien-Krieg tun sich zusammen

"Wir laden alle Menschen guten Willens, die sich der Schrecken des Krieges bewusst sind, ein, sich uns anzuschließen. Gemeinsam wenden wir uns gegen Hassreden und Kriegsaufrufe, damit die Stimme der Vernunft so weit wie möglich gehört wird!" Hinter dem Aufruf zur Beteiligung an einer Petition, die in den vergangenen Tagen die Bewohner der Nachfolgestaaten Ex-Jugoslawiens beschäftigt, stecken ehemalige Feinde. 

Der Verein "Pravipožar" (Anm.: Es handelt sich um ein Wortspiel, kann sowohl "Der echte Brand" oder "Stifte einen Brand" bedeuten) versammelt nämlich die Veteranen des Bosnien-Krieges - und zwar nicht nur diejenigen einer Armee, sondern aller drei, die sich zwischen 1992 und 1995 bekriegt haben. "Wir treten für den Frieden ein, fordern nachdrücklich ein Ende von Hetzreden, Konfliktdrohungen und Kriegserwähnungen, um politische Punkte zu sammeln und damit mit unser aller Zukunft zu spielen", heißt es in dem Schreiben ehemaliger bosnischer, kroatischer und serbischer Soldaten auf onlinepeticija.com. "Wir glauben, dass Veteranen am meisten dazu eingeladen sind, über den Krieg und seine fatalen Folgen zu sprechen, und dass unsere Rolle als Friedensaktivisten der einzig richtige Weg für eine normale Zukunft in dieser Region ist". 

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"Der Krieg hat niemandem Gutes gebracht"

Man erinnere daran, dass "während des beinahe vierjährigen Konflikts in Bosnien und Herzegowina etwa 100.000 Menschen getötet, Hunderttausende verwundet und vertrieben wurden und wir weiterhin auf allen Seiten nach Vermissten suchen. Bedrohungen durch neue Konflikte schaffen ein Umfeld, das Menschen aus dem Land vertreibt, die Wirtschaft zerstört, den Aufbau einer demokratischen Gesellschaft und Wohlstand erstickt". Mit dem Aufruf reagiert Pravipožar auf die zuletzt aufgeheizte Stimmung im Lande, in dem zuletzt erneut die Messer gewetzt wurden

Über die Kriegsvergangenheit, die den meisten Menschen in BiH (Anm.: Abkürzung für Bosnien und Herzegowina) nichts Gutes gebracht hat, sollte offen diskutiert werden, "aber nur mit dem Ziel, die Geschichte nicht zu wiederholen. Die schmerzlichen Erfahrungen, die wir alle gemacht haben, sollen also genützt werden, um künftige Konflikte zu verhindern". Diesem Ziel habe sich der Verein verschrieben. Seit mehr als einem Jahrzehnt würde man aktiv mit Jugendlichen, Veteranen, Frauen und vielen anderen Gruppen zusammen. "Dialog und Frieden haben keine Alternative", heißt es zum Ende des Aufrufs.