Klimatologe: Sommer in Kroatien wird bald zu heiß für Urlauber sein
Kein anderes EU-Land ist auf den Tourismus so stark angewiesen wie Kroatien. Laut Berechnungen der Weltorganisation für Tourismus UNWTO liegt der direkte Beitrag dieses Wirtschaftszweigs zum kroatischen Bruttoinlandsprodukts bei etwa 25 Prozent. Einen höheren Anteil am BIP habe demnach weltweit nur Macau, die kleine Sonderverwaltungszone an der Südküste des chinesischen Festlandes.
Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Kroaten bei Wetterprognosen ganz genau hinschauen. Den Auftritt des anerkannten US-amerikanischen Meteorologen und Klimatologen John Morales im staatlichen Fernsehen HTV1 werden viele nicht gern gesehen haben. In der Sendung turizam.hrt wagte Morales, der beruflich in Kroatien weilte, eine Langzeitprognose im Hinblick auf die Klima-Krise und ihre Folgen.
Die Hitze werde Krankheiten verursachen
"Ihr in Kroatien sowie alle anderen im gesamten Mittelmeerraum solltet unbedingt mit deutlichem Temperaturanstieg rechnen. Und ja, das bedeutet wirklich, dass ihr euch fühlen werdet, als würdet ihr in den Tropen leben", erklärte der langjährige Experte des Senders NBC Miami. Heiß werde es demnach vor allem im Landesinneren, da das Meer zumindest ein wenig für Abkühlung sorge. "Damit kann man Mitte des Jahrhunderts rechnen, um 2050 oder 2070", prophezeite der US-Amerikaner.
"Ihr werdet mehr warme Monate haben als jetzt. Gleichzeitig wird es in den heißesten Monaten Juli und August für Touristen sehr hart werden - so sehr, dass die Hitze Krankheiten verursachen wird", sagte John Toohey-Morales und fügte einen Satz hinzu, der sich für die meisten Kroaten wie eine Drohung anhört: "Es ist durchaus denkbar, dass es in diesen Monaten in bestimmten Städten zu heiß für den Tourismus werden könnte".
Eine Folge der Klima-Krise sei die Veränderung der Meerestemperaturen, die wiederum die Migration von Meeresarten nach sich ziehen würden. "Außerdem sollte man den Anstieg des Meeresspiegels berücksichtigen. Die Strände werden schrumpfen, ihre Anzahl wird sich verringern. Das wird Touristen hart treffen - nachdem sie weniger Orte haben werden, an denen sie sich vergnügen können", erklärte Morales, warum der begehrte Platz am Strand künftig noch begehrter bzw. umkämpfter werden dürfte.