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"Kevin allein Zuhause" war für mich früher Weihnachten

„Und wie feierst du Weihnachten?

- Ich feiere kein Weihnachten.

Was, so gar nicht?

- Nein, gar nicht

Aber was machst dann zu Weihnachten?

 - Ähm, nichts“ 

Gespräche, die in etwa so ablaufen, habe ich sicher schon dutzende Male in meinem Leben geführt. In Österreich sorgt kaum etwas für so viel Verwirrung und Unverständnis, wie ein Mensch, der hier lebt und nicht Weihnachten feiert. Selbst, wenn dieser Mensch türkischstämmig ist und aus einer muslimischen Familie kommt. Die Schublade, in die man sonst sofort gesteckt wird, ist in der festlichen Vorweihnachtszeit auf einmal vergessen.

Dass man Muslima, Türkin oder was auch immer ist, ist natürlich kein Ausschlusskriterium, um Weihnachten zu feiern. Im Gegenteil: Viele Menschen, die nicht katholischen Glaubens sind, können mit dem Fest auch durchaus viel anfangen. Für viele Menschen ist es aber auch nicht Usus, weil sie es einfach nie gefeiert haben – wie in meiner Familie. Für mich war es immer normal Lebkuchen zu essen, auf Christkindlmärkte zu gehen und in der Schule Weihnachten zu feiern. Aber zu Hause? Einen Tannenbaum hinstellen, uns gegenseitig beschenken und Lieder singen? Das gab es (obwohl das mittlerweile in der Türkei sogar völlig normal ist) einfach nie. Das weder schlecht, noch gut. Es war einfach so.

Für mich waren die Feiertage einfach Tage, an deinem man freihatte. Und an denen der ORF den ganzen Tag super Filme spielte. „Kevin allein Zuhause“ am 24. Dezember zu schauen, das bedeutete Weihnachten für mich.

Seit ich mit meinem (österreichischen) Freund zusammen bin, feiere ich mit seiner Familie mit und diese Tradition hat sich ein bisschen geändert. Nun feiere ich samt Baum, Geschenken und festlichem Essen. Die Feiertage haben mittlerweile auch etwas, zu dem ich persönlich einen Bezug habe. Nämlich, dass ich sie mit geliebten Menschen verbringe. Nur mit dem rechtzeitigen Besorgen der Weihnachtsgeschenke kann ich mich noch nicht ganz anfreunden.