Bosnisches Präsidiumsmitglied sorgte in Israel für diplomatischen Skandal
Es war von vorhinein nicht ganz klar, was Milorad Dodik in Israel vorhat. Das serbische Mitglied des dreiköpfigen Staatspräsidiums flog mehr oder weniger in Eigenregie in den Nahen Osten, wo er auch ganz gemäß dem Protokoll einige israelische Politiker traf. Ein weiteres, recht heikles Treffen erledigte er abseits des Protokolls: Dodik stattete dem russischen Botschafter in diesem Land einen Besuch ab. Anschließend lobte er die Politik, die Moskau derzeit verfolgt.
"In diesen Zeiten, in denen die Welt und ein Teil des kollektiven Westens versuchen, Russland für alles Mögliche die Schuld in die Schuhe zu schieben, haben wir klar gesagt, dass wir nicht bereit sind, Teil dieser Hysterie des Westens zu sein. Wir wollen auch nicht Teil der Sanktionspolitik sein, die sie gegen Russland führen, wir wollen Zusammenarbeit. Das bestätigt mein Besuch hier", sagte Dodik gegenüber dem staatlichen Sender der bosnischen Teilrepublik Republika Srpska (RTRS) nach dem Treffen mit dem russischen Botschafter Anatolij Wiktorow.
Geschichte soll nicht verfälscht werden
Dodik fügte hinzu, dass man in Republika Srpska ständig darum bemüht sei, den Wunsch nach Zusammenarbeit, Verbundenheit und Respekt für die mächtige russische Geschichte, das russische Volk und den russischen Staat zu zeigen. Wiktorow bedankte sich bei Dodik für den Besuch und betonte, dass sie sich beide dafür einsetzen, dass die Geschichte nicht verfälscht werde.
Dodik erwähnte im TV-Interview, dass er Wiktorow "von früher" kenne. Unklar blieb aber, warum er sich als Präsidiumsmitglied eines Landes mit dem Botschafter eines anderen in einem Drittland treffe.
Das stößt auch in Bosnien-Herzegowina auf Unverständnis. Die oppositionelle parlamentarische Partei Naša stranka reagierte umgehend und warnte vor den Folgen. "Mit Dodiks Besuch in Israel begeben wir uns in Gefahr, die Beziehungen zu diesem Land ernsthaft zu schädigen, weil Dodik den Besuch missbraucht, um den russischen Einfluss in Europa auf ihrem Territorium zu stärken. Er handelte nicht als Staatsmann, sondern als russischer Spion", heißt es in einer Stellungnahme der Partei, die von anderen zwei Mitgliedern des Staatspräsidiums fordert, von Dodiks Besuch Abstand zu nehmen. Seine Haltung solle nicht als die des Staates Bosnien-Herzegowina herüberkommen.