Abseits von Hokaido: Das sind die neuen Kürbissorten
Von Anita Kattinger
Die gute Nachricht gleich zu Beginn: Es muss nicht immer Kürbiscremesuppe sein. Kuchen, Brot, Marmelade, Curry, Auflauf, Fingerfood aus dem Ofen, Chutney oder sogar Waffeln – es gibt kaum ein Gemüse, das sich so vielseitig zubereiten lässt wie die orangefarbenen Panzerbeeren. Das liegt – und nun kommt die weniger genussvolle Nachricht – daran, dass er kaum Eigengeschmack hat und es auf Würzung sowie Zubereitung ankommt.
Am liebsten wird in Österreich der Hokkaido-Kürbis verspeist, der auf einen Marktanteil von rund 75 Prozent kommt. Obwohl Haubenköche die Aromen von Butternuss, vom Langen von Neapel und Muskat schätzen, bevorzugen Hobbyköche hingegen den Hokkaido wegen seiner essbaren Schale. Zwar galt Kürbis jahrhundertelang als Arme-Leute-Essen, aber schon Katharina Prato, die Grande Dame der österreichischen Kochkunst, beschrieb in ihrem Meisterwerk "Die süddeutsche Küche" facettenreiche Rezepte wie sauer und süß eingelegte Kürbisspalten.
Klassiker
Neben Hokkaido tischen die Österreicher den Butternuss-Kürbis gerne auf, weil er kernarm ist und eine dünne Schale besitzt. Der Lange von Neapel zeichnet sich hingegen durch ein festes Fruchtfleisch aus, der Muskatkürbis überzeugt wiederum durch einen süßen und fruchtigen Geschmack. Alle drei Kürbisse eignen sich zum Panieren und Braten – das Fruchtfleisch lässt sich gut einritzen, was für jene wichtig ist, die zum Beispiel "Kürbis Hasselback" ausprobieren möchten. Für das Social-Media-taugliche Trendgericht wird der Kürbis schräg eingeritzt und im Ofen zubereitet.
Über seine heurige Ernte kann Landwirt Franz Hascher nicht klagen: "Der Kürbis trotzte Trockenheit und Hitze, ein wenig hatte er mit Sonnenbrand zu kämpfen, daher sind die Erträge nur durchschnittlich."
Neben den bereits genannten Klassikern erfreut sich die weiß bis graue Sorte Marble immer größerer Beliebtheit unter seinen Kunden, da "sie sich durch ein festkochendes Fruchtfleisch auszeichnet und sich gut für Ofengerichte eignet".
Halloween
Schon seit Jahren stellt Hascher auf seinem Hof in Hinterstorf in der Gemeinde St. Andrä-Wördern seine 400 Kürbis-Sorten aus – bis Ende Oktober präsentiert er die Kürbisschau im ehemaligen Kuhstall (www.franzlbauer.at). "Trotz Teuerung ist die Nachfrage nach Halloween-Kürbissen besonders groß. Alle wollen den schönsten und größten mit einem langen Stiel. Dabei handelt es sich um spezielle Sorten, die eine dünne Schale besitzen und die sich gut schnitzen lassen."
Den billigsten Zierkürbis gibt es um 15 Cent, ein 15 Kilogramm schweres Prachtexemplar für Halloween kann rund 15 Euro kosten.
Wie Melonen, Gurken und Zucchini zählt die Pflanze zur Familie der Kürbisgewächse (Cucurbitaceae) – Christoph Kolumbus entdeckte den Kürbis im Jahr 1492 auf Kuba und beschrieb sie als wichtigste Nahrungspflanze der Indios und Azteken. Für die Seefahrer war die besonders lang haltbare Frucht eine willkommene Abwechslung auf ihrem tristen Speiseplan: In Europa angekommen, verdrängten die neuen Sorten schnell die bis dahin kultivierten Flaschenkürbisse der Gattung Lagenaria.
Newcomer: Baby Bear
Lange haltbar sind Kürbisse auch heute noch, aber nur wenn die Schale unverletzt ist und die Frucht trocken und kühl gelagert wird. Wer also gruselige Gesichter schnitzen will, sollte dies erst zwei Tage vor den Feierlichkeiten machen. Viele Halloween-Kürbisse lassen sich zwar verspeisen, aber das Fruchtfleisch schmeckt oft fad: "Ein guter Hobbykoch kriegt mit Halloween-Kürbissen eine gute Suppe hin. Ein schlechter Hobbykoch bringt auch mit einem Hokkaido keine gute Suppe zusammen", meint Hascher.
So eignet sich die preiswerte Sorte Baby Bear für Familien, die ein Zeichen für Nachhaltigkeit setzen wollen: Zuerst wird ein Gesicht auf die kleinen Früchte gemalt und nach der Party landen sie im Topf.