Leben/Gesellschaft

Wie man am besten mit Menschen mit Behinderung umgeht

Viele Menschen fühlen sich verunsichert, wenn sie anderen begegnen, die blind sind oder im Rollstuhl sitzen. Das fängt schon mit der Frage an, wie man das Gegenüber bezeichnen soll. Behinderte? Menschen mit Behinderung? So mancher versucht, das Thema zu umschiffen. Doch selbst wenn dies geklärt ist, bleiben Fragen offen: Wie reagiert man in solchen Situationen angemessen? Einen Leitfaden für den richtigen Umgang hat der Bundesverband für Menschen mit Behinderung (ÖZIV) erstellt:

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Begrüßung Sprechen Sie den Menschen mit seinem Namen an und reichen Sie ihm die Hand – selbst wenn er keine Hände hat, wird er Ihnen zeigen, wie Sie ihn begrüßen sollen. Dass Sie ihn direkt ansprechen, sollte selbstverständlich sein. Und keine Bange: Die meisten haben Humor. Einen Rollstuhlfahrer können Sie durchaus fragen, wie es läuft, einen Blinden darf man mit „Auf Wiedersehen“ verabschieden. Wichtig: Stellen Sie den Menschen in den Mittelpunkt, nicht seine Beeinträchtigung. Das Wort „Behinderte“ sollte deshalb tabu sein. Man spricht besser von „Menschen mit Behinderung “.

Begrifflichkeiten Menschen mit Beeinträchtigungen und ihre Angehörigen reagieren sensibel, wenn man über sie abfällig spricht. Begriffe wie „Krüppel“, „schwachsinnig“ oder „debil“ sind mittlerweile aus dem Sprachgebrauch so gut wie verschwunden. Dennoch gibt es Wörter, die Betroffene nach wie vor nicht so gerne hören.

Weil diese Menschen mit ihrem Schicksal oft gut zurecht kommen, „leiden“ sie auch nicht darunter – sie „haben“ eine Behinderung. Weil immer die Person im Zentrum stehen sollte, spricht man auch nicht allgemein von dem Blinden oder dem Rollstuhlfahrer, sondern z. B. von dem blinden Wiener oder dem querschnittgelähmten Sportler. Der ist nicht an den Rollstuhl gefesselt, sondern auf ihn angewiesen oder nützt ihn. Wer keine Behinderung hat, ist wiederum nicht automatisch gesund oder normal, sondern einfach ein Mensch. Ein Mensch ohne Behinderung.

Klingt alles zu kompliziert? Macht nichts – auch wenn Sie nicht immer den richtigen Begriff finden, ist es kein Problem. Am Ende kommt es darauf an, wie Sie Ihrem Gegenüber begegnen. Die Person spürt, ob Sie sie herablassend oder ebenbürtigen behandeln. Und nur darauf kommt es an.

Menschen im Rollstuhl oder mit einem Handicap, das sie in ihrer Mobilität einschränkt: Der Umgang mit solchen Personen erfordert oft Geduld, denn für alltägliche Aufgaben benötigen sie oft weitaus mehr Zeit. Wenn Sie mit Rollstuhlfahrern sprechen, sollten Sie sich auf dieselbe Höhe begeben. Überhaupt sollten Gespräche immer auf der sprichwörtlichen Augenhöhe geführt werden.

Wenn Sie den Eindruck gewinnen, ein Rollstuhlfahrer oder ein Mensch, der mit Krücken geht, benötigt Unterstützung, fragen Sie einfach. Er wird ihnen sagen, welche Art von Hilfe er benötigt.

Sehbehinderungen Dass jemand blind ist oder sehr schlecht sieht, erkennt man normalerweise an der Blindenschleife, die er trägt. Wenn ein Sehbehinderter Sie darum bittet, ihn zu begleiten, gehen Sie langsamer als gewohnt. Kündigen Sie Stufen und andere Hürden rechtzeitig an, und falls Sie durch eine Türe müssen, gehen Sie voran. Fragen Sie ihn, ob er lieber die Rolltreppe oder die Stiege benutzen will. Falls Sie seinen Namen nicht kennen, berühren Sie ihn sanft, damit er weiß, dass er gemeint ist, wenn Sie ihn ansprechen wollen.

Gehörlose Menschen sind meist seit ihrer Geburt taub. Verliert jemand später sein Gehör, nennt man ihn mit dem Fachbegriff „Spät Ertaubter“. Gehörlos sind diese Menschen deswegen nicht unbedingt – einige wurden lautsprachlich erzogen und können Lippen lesen. Wer mit gehörlosen Menschen redet, sollte darauf achten, dass das Gegenüber immer den Mund gut sieht. Sprechen Sie dabei etwas langsamer, deutlich und auf Hochdeutsch – am besten in einfachen Sätzen und ohne Höflichkeitsfloskeln. Das gilt für das gesprochene wie das geschriebene Wort gleichermaßen. Wesentlich einfacher ist es, wenn ein Gebärdendolmetscher das Gespräch unterstützt.

Taub und blind Hier ist die Kommunikation extrem schwierig. Gehen Sie auf diese Menschen von vorne zu und lassen Sie sie so wissen, dass sie da sind. Arbeiten Sie mit Berührungen.

Angehörige von Kindern mit Behinderung Es gibt wohl wenige Ereignisse, die das Leben einer Familie so radikal verändern wie ein Kind zu haben, das eine Beeinträchtigung hat. Für Eltern ist das eine andauernde Stresssituation, die zu einem Mehraufwand in vieler Hinsicht führt – emotional und auch finanziell. Wird ihr Kind ausgegrenzt, schief angeschaut oder gar beschimpft, erleben sie es oft als persönliche Kränkungen. Am besten ist es, den Eltern Hilfe offen anzubieten. Wer an seinem Arbeitsplatz direkten Kontakt zu Familien hat, die ein Kind mit einem Handicap haben, sollte nachfragen, welche Art von Unterstützung benötigt wird.

Menschen mit Lernbeeinträchtigung Früher wurden sie etwas herablassend als „geistig Behinderte“ bezeichnet und von der Gesellschaft abgeschirmt. Vor rund 30 Jahren haben diese Personen begonnen, für ihre Rechte zu kämpfen. Wichtig ist ihnen, dass sie ernst genommen werden. Heißt: Man soll nicht über sie, sondern mit ihnen sprechen. Erwachsene, die sich mit dem Lernen schwer tun, duzt man genauso wenig wie andere Erwachsene, die man nicht kennt. Wichtig: Nehmen Sie sich im Umgang mit diesen Menschen Zeit. Und reden Sie in einfachen und verständlichen Sätzen – Fremdwörter sind tabu. Ein respektvoller Umgangston sollte für jeden und überall selbstverständlich sein.

Info: Näheres unter www.oeziv.org