Leben/Reise

Streit und Probleme im Urlaub: Eine Psychologin gibt Tipps

Das Geheimrezept für den perfekten Urlaub gibt es nicht. Es ist aber ratsam, sich vor dem Losfahren, vor dem Buchen einige Fragen an sich selbst, den Partner oder andere Mitreisende zu stellen. Warum reisen wir? Und was wollen wir dort?  Ist die Antwort: Stress runterfahren, fühlen sich viele Menschen im Thermenhotel, am Strand oder auf der Alm gut aufgehoben. „Es gibt für jede Reisemotivation und zu jeder Persönlichkeit den passenden Urlaub – sonst ist man unzufrieden“, sagt Psychologin Barbara Horvatits-Ebner.

Auch die Unterkunft und der Reisemodus müssen passen.  Will  ich dem Alltag entfliehen und aus dem Gewohnten ausbrechen, genügt  es oft, wenn das Essen und die Landschaft anders sind. Man spricht  von „Differenzerfahrungen“.  Im Urlaub kracht es überdurchschnittlich oft. Plötzlich will der Ehemann – der zu Hause doch nie! niemals! frühstückt – stundenlang gemütlich das Hotelfrühstücksbuffet abgrasen. Damit  hatte seine Frau, die den Tag mit Museums- und Lokalbesuch eigentlich durchgetaktet hatte, nicht gerechnet. Klischee beiseite, kurze Antwort: Vorab reden hilft massiv. 

4 Fragen an die Psychologin

KURIER: Was tun bei zwischenmenschlichen Krisen im Urlaub?

Horvatits-Ebner: Es hilft, vorab die Erwartungen zu kommunizieren, die Wünsche und Befindlichkeiten beim Partner zu deponieren. Und man muss nicht jeden Konflikt im Urlaub auf Biegen und Brechen lösen, manchmal hilft auch ein „agree to disagree“ über die Tage hinweg.

Reisen mit Kind kann stressig sein, wenn es im Restaurant losheult. Wie reagiere ich angemessen?

Erstens: Mal Fünfe gerade sein lassen. Zweites: Je mehr das Kind im Urlaub mitbestimmen darf, desto eher trägt es die Entscheidungen der Eltern mit. In ein kinderfreundliches Land zu fahren, entspannt massiv. Wenn das Kind in Italien quengelt, stört sich dort niemand daran.

Der Koffer geht verloren, der Flug ist storniert: Was tun bei überraschenden Problemen?

Durchatmen. Die erste Reaktion ist oft eine Panikreaktion. Mit einem kurzen zeitlichen Abstand, wenn sich das Adrenalin gesetzt hat, geht man die Rettungskette durch: Mit wem kann ich in der Akutsituation telefonieren? Wo habe ich die Nummer der Reiseversicherung? Oft bleiben krisenbehaftete Urlaube hängen – der Stolz, eine schwierige Situation kreativ und intelligent gelöst zu haben.

Stichwort Urlaubsfeeling: Wie rette ich die Entspannung in den Alltag?

Mit Verankerungsstrategien. Ein Fotobuch zu gestalten, hilft, das Erlebte mit Visualisierung zu festigen. Oder davon erzählen, dann bleibt es präsenter. Ich nehme mir Gewürze und Wein mit und koche ein paar Wochen später landestypisch auf!

  • Sich die Fragen stellen: Was erwarte ich mir von der Reise? Warum fahre ich auf Urlaub? Wo soll es hingehen? 
  • Vor dem Urlaub mit dem Partner/der Partnerin oder Freunden reden, um Erwartungen zu klären
  • Die eigenen Wünsche und Bedürfnisse kommunizieren
  • Nicht jeder Konflikt muss gelöst werden: Auch "agree to disagree" kann manchmal helfen
  • Bei Krisen entspannt bleiben und durchatmen

Entspannung und Erholung – ein fragiles Konstrukt. Vor-Erholen können wir uns übrigens nicht, sagt Horvatits-Ebner. Schade eigentlich.