Zwischen Malta und Gozo: Eine kleine Insel im Dornröschenschlaf
Von Anya Antonius
Das Wasser könnte nicht türkiser sein. Gut, das hier ist auch die Blue Lagoon („Blaue Lagune“), in der das Boot hält. Doch Reiseleiterin Sabine ist beim Blick über Bord noch nicht zufrieden. „Zu viele Quallen heute!“ Zwar sind die an ein Spiegelei erinnernden il-Qassats völlig harmlos, aber diese Begegnung der glitschigen Art wünschen sich wohl nur die wenigsten. Das Boot dreht also um, tuckert die Felsen entlang und stoppt in der nächsten Bucht, San Niklaw. Erfolg! Glasklares Wasser und keinerlei Spiegeleiquallen.
Ein Glück, dass Comino, die kleinste der maltesischen Inseln, ihren Besuchern gleich mehrere Bademöglichkeiten bietet. Zwischen Malta und Gozo gelegen, war die Insel zwar immer besiedelt – zählt aktuell aber nur drei Einwohner. Eine Polizeistation gibt es trotzdem, man weiß ja nie. Brad Pitt war übrigens auch schon hier. Comino war einer der Schauplätze des Blockbusters „Troja“.
Ihrer Kargheit zum Trotz gibt es auf Wanderungen über die nur drei Quadratkilometer große Insel das eine oder andere zu sehen. Etwa den von Johanniterrittern errichteten Wachturm aus dem 17. Jahrhundert oder für jene, die das Morbide zu schätzen wissen: eine alte Krankenstation, die zur Isolierung von Pest- und Cholerakranken verwendet wurde. Vogelfreunde sollten ihre Kamera dabeihaben, Comino ist ein Vogelschutzgebiet und bei Zugvögeln sehr beliebt. Und im blauen Wasser rund um die kleine Insel, die ihren Namen dem hier früher angebauten Kümmel verdankt, kommen abenteuerlustige Taucher auf ihre Kosten: Höhlen und ein eigens für Taucher versenktes, ausrangiertes Schiff des maltesischen Militärs warten.
Anreise Per Boot von Gozo und Malta mehrmals täglich nach Comino – direkt zur Blue Lagoon. cominoferryservice.com
St. Mary’s Tower Diesen alten Wehrturm haben die Malteserritter im 17. Jh. auf Comino hinterlassen. Geöffnet ist er, wenn die Flagge gehisst ist
Mekren’s Bakery In Gozo gibt es maltesische Ftira, eine Art Pizza, knusprig gebacken direkt aus dem Ofen. instagram.com/mekrens_bakery_official
Der Schiffsmotor kämpft laut gegen die Wellen. Langsam fährt das Boot die steilen Klippen Cominos entlang. Rundherum hat das Wasser tiefe Höhlen in das weiche Gestein gegraben, Felsformationen lassen die Passagiere im Dreißig-Sekunden-Takt ihre Handys und Kameras zücken. Zwei Kajakfahrer kreuzen den Weg. Sie wirken motiviert, aber sie haben in den Heimathafen auf Malta oder Gozo noch ein ordentliches Stück vor sich. Denn auf Comino einkehren können sie derzeit nicht. Nur die Ruinen eines ehemaligen Hotels erzählen von belebteren Zeiten. Doch das wird sich bald ändern. Die luxuriöse Six-Senses-Kette kündigte bereits an, ein Spa-Resort zu eröffnen. 2027 soll es so weit sein.
Bis dahin genießt man auf Tagesausflügen die himmlische Inselruhe.