Bergführer in Heiligenblut: "Eisklettern ist jedes Mal eine Erstbesteigung"
Von Stefan Hofer
Der Wintersport abseits der Pisten boomt. Wem Schneeschuhwandern zu sanft und Skitourengehen schon zu breitensportlich ist, findet beim Eisklettern „ultimativen Nervenkitzel“, so nennt das zumindest Martin Glantschnig, staatlich geprüfter Berg- und Skiführer aus Heiligenblut. Der 41-jährige Kärntner klettert seit gut fünfundzwanzig Jahren leidenschaftlich auf gefrorenen Wasserfällen.
KURIER ReiseGenuss: Herr Glantschnig, was fasziniert Sie beim Eisklettern am meisten?
Martin Glantschnig: Es ist jedes Mal eine Erstbesteigung. Ich kann einen gefrorenen Wasserfall zwanzig Mal klettern und er wird immer komplett anders sein als zuvor, weil das Eis jedes Jahr anders wächst.
Worin unterscheiden sich Fels- und Eisklettern?
Etwa beim Werkzeug. Im Fels verwendet man Kletterschuhe und seine Hände. Für das Eis gibt es mittlerweile speziell entwickelte Eispickel und Steigeisen, bei denen die Frontzacken einem Pickel ähneln. Und man muss die Sicherungen selbst legen. Beim Felsklettern hat man meistens Bohrhaken. Hier dreht man sich Eisschrauben hinein, die fünfzehn bis zwanzig Zentimeter lang sind. Ich klettere immer wieder vier bis fünf Meter über die letzte Sicherung – und bevor ich die Eisschraube nicht reingedreht habe, bin ich nicht gesichert. Daher ist es psychologisch eine sehr anspruchsvolle Sportart.
Wo kann man in Österreich gut am Eis klettern?
Natürlich im Eisklettergarten Heiligenblut (Bild). Anfangs war das eine Trainingsstätte für Bergretter. Daraus hat sich eine Kletterstätte entwickelt, die für jeden interessierten Laien zugänglich ist – aber nur mit Bergführer! Jeden Freitagabend im Winter werden hier vom Tourismusverband Heiligenblut Schnupperstunden angeboten. Da bekommt man in zwei Stunden, mit dem Seil von oben gesichert, ein erstes Gefühl dafür. Empfehlenswert ist auch der Eispark Osttirol, der von Bergführern initiiert wurde.
Und international?
Die kanadischen Rocky Mountains gelten als Dorado für Eiskletterer. Im Endeffekt kann man es überall machen, wo Wasserfälle im Winter frieren.
Wo liegen die Ursprünge des Eiskletterns?
Die Disziplin hat sich aus den Besteigungen von schattigen Nordwänden entwickelt, wo Alpinisten teils auch auf Eiswänden klettern mussten. Irgendwann haben die Pioniere entdeckt, dass Wasserfälle im Winter gute Trainingssituationen bieten. Heute gibt’s eine spezielle Ausrüstung, wo Hauen und Eisschrauben dafür stark verfeinert worden sind.
Wie lange dauert die Saison?
In einem normalen Winter meist bis Mitte März. Dann wird das Eis instabil.
Zum Probieren: Seit 21. Jänner wird wieder Schnupper-Eisklettern angeboten, freitags um 17 Uhr im Eisklettergarten Heiligenblut (80 € p. P.). Anmeldung unter office@heiligenblut.at, heiligenblut.at
Für Motivierte: Anfragen für Eisklettertouren in Heiligenblut an info@grossglockner-bergfuehrer.at
Hotspot: Der größte künstliche Eisklettergarten Österreichs ist in Osttirol: eisparkosttirol.wordpress.com