Leben/Gesellschaft

„Lifelong Swimming“: Kraulen mit dem KURIER

„Guuut.“ – „Sehr guuut.“ – „Noch ein bisserl.“ – „Länger ziehen mit den Armen.“ Josef „Pepsch“ Kocsi ist an diesem Mittwochabend im Döblinger Hallenbad wieder einmal voll in seinem Element. Dreißig KURIER-Leser und Leserinnen dürfen sich höchst glücklich schätzen. Die ersten beiden „Lifelong Swimming“-Kurse waren nach nur drei Stunden restlos ausgebucht. Sie sind mitten drinnen – im Wasser.

Der „Pepsch“, wie ihn alle nennen dürfen, ist mit seinen jugendlichen 75 Jahren einer der schnellsten Schwimmer in seiner Altersklasse, und das nebenbei bemerkt weltweit.

Und er hat ein sehr gutes Händchen als Pädagoge. Es fällt schwer, ihm böse zu sein, selbst dann, wenn er einem akribisch erklärt, was an der Abfolge von Arm- und Beinbewegungen „vielleicht nicht ganz richtig“ (© Pepsch) ist. Und es kann viel falsch sein.

Schnell gerät er aber ins Staunen. Weil er den KURIER „vielleicht nicht ganz richtig“ eingeschätzt hat: „Ich bin echt überrascht, mit welcher Begeisterung und Lernwilligkeit eure Leser und Leserinnen am Kurs teilnehmen.“

Dabei sind die Ausgangsniveaus etwa zwischen einer extrem sportlichen ÖAMTC-Mitarbeiterin und einer älteren Leserin, deren Atembeschwerden noch an ihren Kampf mit dem Coronavirus erinnern, unterschiedlich.

Erfreulich daher: Für den „Pepsch“ sind alle Menschen gleich – auch und vor allem in einem Schwimmbecken.

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„Nicht der Batman“

Und Humor hat er auch: Als sich beispielsweise ein langjähriger KURIER-Abonnent und Pammesberger-Fan (er schneidet jede Karikatur aus der Zeitung aus und legt sie in eigenen Kuverts ab) höflich erkundigt, ob er die am Beckenrand vorgezeigte Beinübung im Wasser mit beiden Beinen ausführen soll, kontert der Meister trocken: „Das wäre nicht schlecht, weil ich bin draußen im Trockenen nicht der Batman.“

Dann wieder ein bisserl mehr Ernst: Dass man beim Brustschwimmen die Arme länger vorne lassen kann, um die Gleitphasen effizienter zu nutzen und damit schneller vorwärtszukommen, muss die Instanz am Beckenrand nicht allzu oft wiederholen: Wer einmal so richtig durchs Wasser geglitten ist, wird das künftig gut beherrschen.

Schwieriger wird es beim „Wasser schöpfen“ und länger mit den Armen durchziehen in der Disziplin Kraul: Alle, die in ihrer Kindheit die „vielleicht nicht ganz richtigen“ Bewegungsmuster eingeübt haben, tun sich in der ersten Kurseinheit noch schwer, das alte Muster aufzubrechen.

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„Noch Luft nach oben“

„Flossen sollten euch helfen“, verspricht Josef Kocsi. Und diejenigen, die schon mal mit Flossen gekrault sind, können ihm zustimmen: Weil sich die Körperspannung erhöht und man sich damit mehr auf die richtige Bewegung der Arme konzentrieren kann. Unser Meisterschwimmer ist ja am Ende der ersten beiden Kurseinheiten sowieso völlig entspannt: „Gut, es gibt bei allen noch Luft nach oben, aber das bekommen wir hin. Das war heute Abend erst die erste von zehn Einheiten. Spätestens am 12. April werden alle gut und gerne schwimmen.“

Im Gegenzug spenden die neuen „Lifelong“-Schwimmer für das ehrliche Bemühen am Beckenrand viel Applaus.

Das schönste Kompliment für jene, die diesen Kurs ins Leben gerufen haben, dann in der Umkleidekabine, als sich die meisten Kursteilnehmer mit den Worten „Bis nächste Woche“ verabschieden.

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Die Vorgeschichte: Der Österreichische Schwimmverband stellte im Sommer 2022 die EU-geförderte „Lifelong Swimming“-Initiative vor, danach kooperierte der KURIER mit dem Verband  und den VHS bei der Umsetzung.

Fortsetzung folgt: Im Herbstsemester wird es neue Schwimmkurse geben. Zudem sind unter anderem mit dem ÖAMTC und der Askö geplant: Kurse für „Lifelong E-Biking“, Lifelong Walking Football“, „Lifelong Running“ und auch „Lifelong Learning“. In Kürze mehr.