Warum Tiefkühlen die Lebensmittelbranche veränderte
Von Ingrid Teufl
Für die einen ist es die gesündeste Methode, um frische Lebensmittel zu konservieren. Andere rümpfen ob des vermeintlichen Geschmacksverlusts die Nase: In Zeiten von Abfallvermeidung und bewusster Vorratshaltung ist Tiefkühlen wieder mehr ins Zentrum gerückt. Die Konservierung durch Kälte oder Eis ist seit Urzeiten bekannt, aber erst vor 100 Jahren, wurde sie außerhalb von ewigem Eis oder tiefen Wintern nutzbar – um damit Haushaltsführung und Lebensmittelbranche zu revolutionieren.
Schnell und tief
Zu verdanken ist das Clarence Birdseye, der durch Expeditionen in die Arktis die Haltbarmachungsmethoden der Inuit kennenlernte. Frisch gefangene Fische lagerten sie sofort nach dem Fang in Eis ein. Dass die Fische auch nach Monaten noch wie frisch geangelt schmeckten, weckte den Forschungsgeist des Biologen. Nach Hause zurückgekehrt, experimentierte Birdseye herum. Und es gelang ihm, mit sieben Dollar, einem Ventilator, Salz und Eis, Lebensmittel schnell auf niedrige Temperaturen (0 Grad Fahrenheit/-18 Grad C) zu bringen. Bisherige Versuche waren gescheitert, dass die Lebensmittel zu langsam einfroren – darunter litten Geschmack und Textur. Aus dieser ersten Anlage zum Schockgefrieren entstand dann der sogenannte Plattenfroster. Birdseyes Technik nennt man heute „schockfrosten“.
Ist Tiefkühlkost gesund?
Werden Vitamine, Nährstoffe und weitere Inhaltsstoffe sehr rasch nach der Ernte „sprichwörtlich eingefroren“, wie es Florian Schönbauer vom Tiefkühlhersteller Iglo nennt, bleiben sie „bestmöglich“ erhalten. Jegliche mikrobiologische Aktivität wird bei einer Temperatur von minus 18 Grad Celsius eingestellt. Der Leiter der Abteilung für Produktentwicklung und Qualitätsmanagement sieht darin einen „echten Vorteil gegenüber nur gekühlten Lebensmitteln“. Bei diesen komme es zu einem Verlust der Inhaltsstoffe. Er verweist auf Urvölker. „Tiefkühlen ist die natürlichste Haltbarkeitsmethode, die es gibt.“ Und: In der Regel sind in Gefrierprodukten keine Konservierungsstoffe enthalten. Wer Gemüse zu Hause einfriert, sollte dieses vorher blanchieren. So werden jene Enzyme, die Alterung begünstigen, blockiert.
Wie lange sind tiefgekühlte Lebensmittel haltbar?
Unterschiedlich. Iglo etwa garantiert die gleichbleibende Qualität 24 Monate. „Entscheidend ist die Aufrechterhaltung der Lieferkette und die Aufbewahrung bei konstant minus 18 Grad.“ Der Alterungsprozess wird so nur stark verlangsamt. Wie lange sich Eingefrorenes hält, hängt nicht nur vom Behältnis und vom jeweiligen Tiefkühlfach ab, sondern auch vom Lebensmittel selbst. Obst und Gemüse, aber auch Fleisch sind in der Regel deutlich länger haltbar als beispielsweise Fisch, Brot oder Käse.
Darf man Aufgetautes nochmals einfrieren?
Je höher die Temperaturen und je länger etwas aufgetaut war, desto vorsichtiger sollte man sein. Empfindliches wie Fleisch oder Fisch sollte man keinesfalls ein zweites Mal einfrieren. Schönbauer rät generell davon ab. Die mikrobiologische Aktivität sei nicht kontrollierbar.
Ist Gefrierbrand gefährlich? Nein. Am Gefriergut entstehen durch Sauerstoff oder Feuchtigkeit trockene Stellen. Dadurch ändert sich bei der Zubereitung die Textur, es schmeckt vielleicht nicht mehr so gut und enthält weniger Nährstoffe.
Für wen lohnt sich die Anschaffung eines Tiefkühlgeräts?
Für jeden, der gern Vorräte anlegt, öfters vorkocht, Speisen portionsweise verbraucht und Lebensmittelverschwendung vermeiden will. Laut einer Studie werfen Haushalte im Schnitt 10 Prozent der frisch gekauften Lebensmittel weg. Bei Tiefkühlprodukten sind es nur 1,5 Prozent.
Und der Energieverbrauch?
Moderne Geräte der höchsten Effizienzklasse verbrauchen weniger Energie. Der Austausch eines 15 Jahre alten Geräts spart ca. 130 kWh Strom (68 kg CO2) im Jahr. Entscheidend: das Gerät möglichst gut zu füllen. Mit jedem Öffnen entweicht kalte Luft, die wieder aufwendig gekühlt werden muss.