"Polt"-Autor Alfred Komarek 78-jährig gestorben
Von Barbara Beer
Nein, Alfred Komarek war kein Weinviertler. Aber er hat der Gegend mit seinen Geschichten über den freundlichen, ein bisserl eigenbrötlerischen Gendarmen Simon Polt eine Liebeserklärung gemacht, die ihn als großen Versteher dieser stillen Landschaft zeigten. Vielleicht, weil Komarek selbst ein bisschen wie diese Gegend war, bei der man erst auf den zweiten Blick sieht, wie spannend so viele Schattierungen von Grau-Braun sein können.
Am Samstag ist Alfred Komarek im Alter von 78 Jahren gestorben. Geboren 1945 in Bad Aussee, lebte Komarek als freier Schriftsteller in Wien. Zu schreiben hatte der einstige Jusstudent zunächst aus Geldmangel begonnen, es wurde bald zur Hauptbeschäftigung. Er veröffentlichte Reisereportagen, Essays, Erzählungen und arbeitete viel für Fernsehen und Radio – Komarek war unter anderem Mitarbeiter des legendären Radiomagazins Musicbox, wo auch André Heller und Wolfgang Kos arbeiteten.
Peter Simonischek in der Hauptrolle
Und er schrieb rund 80 Bücher, darunter Landschaftsbände, unter anderem über das Salzkammergut, das Ausseerland, das Weinviertel. Vor allem aber Kriminalromane, deren Verfilmungen dem ORF fantastische Einschaltquoten bescherten. Nicht zuletzt dank der Besetzung: Da waren die Daniel-Käfer-Romane, verfilmt mit Peter Simonischek, und eben die Geschichten über den Polt, der gern ins Glas schaute – verkörpert von Erwin Steinhauer. Beide Charaktere waren eng mit Komareks Leben verbunden. Ex-Chefredakteur Käfer hatte viel von Komareks erster Heimat, dem Salzkammergut und im Weinviertler Pulkautal besaß Komarek ein altes Presshaus.
„Bei niemandem gelingt das Gruseln so heimelig wie bei Alfred Komarek“, war einmal im KURIER zu lesen. Und: Komareks Feingefühl verdanke man das Wissen um die Untiefen der Gemütlichkeit. Als er den Polt, der ihm zum jahrelangen Begleiter geworden war, in Pension schickte, war Komarek traurig. Er tat es dennoch, schrieb weiter, andere Bücher, aber weiterhin mit ungewöhnlichen Figuren als Protagonisten, wie zuletzt im Erzählband „Alfred“ – dessen Hauptdarsteller ein Wiener Mistkübel war.
Vielfach ausgezeichnet
Komarek wurde oft ausgezeichnet, unter anderem 1998 mit dem Glauser-Preis für den besten Krimi und 2002 mit der Romy für das beste Drehbuch 2002 für „Polt muss weinen“.
Er könne zwar keine treffsicheren Pointen setzen, sagte Komarek über sich selbst; aber er könne sich in andere Menschen hineinversetzen. Zumindest Letzterem muss man zustimmen.