Österreichischer Filmpreis: „Joy“ als große Gewinnerin
Von Thomas Trenkler
Bei der Oscar-Verleihung am 9. Februar ist „Joy“ zwar nicht im Rennen um die Statuette für den „besten fremdsprachigen Film“. Denn laut den Richtlinien müssen die Dialoge vorrangig in einer anderen Sprache als Englisch gesprochen werden. Und das ist bei „Joy“, von Österreich ursprünglich nominiert, nicht der Fall. Obwohl der Film in Wien gedreht wurde.
Unbeugsamer Lebenswille
Aber Regisseurin Sudabeh Mortezai erzählt semidokumentarisch von einer Frau aus Nigeria, die in den Teufelskreis des Menschenhandels gerät, und damit von einer Existenz zwischen Strich, Abschiebung und unbeugsamem Lebenswillen. Daher wird eben über weite Strecken Englisch gesprochen.
Aber „Joy“ wurde bereits mehrfach international prämiert, darunter bei den Filmfestspielen Venedig. Und nun überstrahlte er die zehnte österreichische Filmpreisgala, die am Donnerstagabend in Grafenegg stattfand: Die Akademie des österreichischen Films (500 Mitglieder) bedachte ihn mit vier Auszeichnungen – in den wichtigsten Kategorien: als bester Spielfilm, für die beste Regie, das beste Drehbuch (ebenfalls von Sudabeh Mortezai) und die beste weibliche Hauptrolle. Joy Anwulika Alphonus spielt sich quasi selbst.
Die Frauen dominierten die Gala. Denn der subtile Si-Fi-Psychothriller „Little Joe – Glück ist ein Geschäft“ von Jessica Hausner wurde mit drei der von Valie Export gestalteten Trophäen bedacht: für die beste Maske (Heiko Schmidt), den besten Schnitt (Karina Ressler) und das beste Szenenbild (Katharina Wöppermann). Dennoch ist „Little Joe“ der große Verlierer. Denn er galt mit insgesamt zehn Nominierungen als haushoher Favorit.
Magere Ausbeute
Mager auch die Ausbeute für Marie Kreutzers siebenfach nominierte Psychostudie „Der Boden unter den Füßen“: Einzig Pia Hierzegger wurde für die beste weibliche Nebenrolle ausgezeichnet.
Wie „Little Joe“ gewann auch das Langfilmdebüt „Nevrland“ von Gregor Schmidinger drei Preise: für die beste Kamera (Jo Molitoris) und die beste Tongestaltung (Gregor Kienel, Thomas Pötz, Rudolf Gottsberger), und Josef Hader wurde für die beste Nebenrolle ausgezeichnet; er spielt den Vater des 17-jährigen, von Ängsten geplagten Jakob.
Der Preis für den besten Dokumentarfilm ging ex aequo an „Erde“ von Nikolaus Geyrhalter und „Inland“ von Ulli Gladik, jener für den besten Kurzfilm an „Freigang“ von Martin Winter. Christine Ludwig wurde für das beste Kostümbild ausgezeichnet (in der André-Heller-Verfilmung „Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein“), Tobias Moretti für die beste Hauptrolle (in „Gipsy Queen“) und Wolfgang Mitterer für die beste Musik (zur Jelinek-Verfilmung „Die Kinder der Toten“). Die Klamotte „Love Machine“ wurde übrigens auch gewürdigt. Als „publikumsstärkster Kinofilm“.