Kultur

Neujahrskonzert 2021: Beginn um 11.15, mit Muti, ohne Saalpublikum

Eigentlich ist auch heute alles so wie immer. Ein neues Jahr beginnt in der Kultur und damit weltweit mit den schönsten Klängen der Welt – jenen der Wiener Philharmoniker. Zum sechsten Mal leitet der neapolitanische Stardirigent Riccardo Muti dieses „Konzert der Konzerte“. Und auch diesmal gibt naturgemäß die Strauß-Dynastie den Takt an. Der Goldene Saal des Wiener Musikvereins ist – ein expliziter Dank an die Wiener Stadtgärten – herrlich geschmückt.

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Beste Perspektiven

Die Wiener Philharmoniker werden ihren traditionellen musikalischen Neujahrsgruß dank ORF 2 (live ab 11.15 Uhr und auf Radio Ö1) wieder in mehr als 90 Länder der Welt senden. Die EBU (European Broadcast Union) sorgt für den internationalen Vertrieb. Insgesamt 14 Kameras sind unter der Regie von Henning Kasten im Einsatz; das TV-Publikum erlebt bekannte und unbekannte Werke von Johann Strauß und Kollegen aus den besten Perspektiven.

Gemeinsam mit dem neapolitanischen Stardirigenten Riccardo Muti haben die Wiener Philharmoniker vor einem Jahr das Programm zum Neujahrskonzert 2021 erstellt. Aufgrund des fehlenden Publikums werden die Stücke im Block-System sowie ohne Pause gespielt. Die ausgewählten Werke stehen auch im Zeichen der musikalischen Freundschaft zwischen Österreich und Neapel. Im Königreich Neapel regierte mit Maria Karolina nämlich eine Tochter von Kaiserin Maria Theresia, die der Stadt und der Region viele kulturelle Impulse gegeben hat. Gespielt werden:

Franz von Suppè: „Fatinitza-Marsch“, Johann Strauß (Sohn): „Schallwellen“ (Walzer), „Niko-Polka“, Josef Strauß: „Ohne Sorgen“ (Polka schnell), Carl Zeller: „Grubenlichter“ (Walzer), Karl Millöcker: „In Saus und Braus“ (Galopp). Es folgt der Pausenfilm von Felix Breisach über das Burgenland. Danach gibt es:

Franz von Suppè: Ouvertüre zu „Dichter und Bauer“, Karl Komzák: „Bad'ner Mad'ln“ (Walzer). Josef Strauß: „Margherita-Polka“, Johann Strauß (Vater): „Venetianer-Galopp“, Johann Strauß (Sohn): „Frühlingsstimmen“ (Walzer), „Im Krapfenwaldl“ (Polka Française), „Neue Melodien-Quadrille“ „Kaiser-Walzer“, „Stürmisch in Lieb’ und Tanz“ (Polka). Dazu kommen nebst einer noch geheimen Zugabe der „Donauwalzer“ und der „Radetzkymarsch“.

Und dennoch ist an diesem 1. Jänner 2021 alles anders. Denn gespielt wird vor leeren Rängen; Besucher sind nicht zugelassen. „Es wird ein besonderes Konzert, das so oder so in die Annalen eingehen wird“, sagt der neapolitanische Maestro Riccardo Muti im KURIER-Gespräch.

Schöne Botschaften

Und Muti bei der Präsentation des Programms: „Wir brauchen einfach Hoffnung, auch ohne Publikum im Saal, aber mit dem Publikum rund um die Welt senden wir diese Botschaft von Frieden, von Hoffnung. Die Musik der Walzer-Dynastie Strauß bringt Freude, Nostalgie, aber auch Traurigkeit zum Ausdruck und ist vor allem ein Geschenk für die Zuhörer.“ Das Wort „La speranza“ (Die Hoffnung, Anm.) dominiert den Auftakt zum Jahr 2021.

„Es kann nur besser werden“, zeigt sich auch Philharmoniker-Vorstand Daniel Froschauer überzeugt. Tägliche Corona-Tests sind für die Wiener Philharmoniker schon seit geraumer Zeit selbstverständlich. „Wir haben die besten Präventionsmaßnahmen und freuen uns unglaublich auf dieses Konzert.“

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Aber ein Neujahrskonzert ohne das obligate Klatschen, ohne Publikum – wie soll das gehen? ORF-General Alexander Wrabetz: „Wir haben eine interaktive Initiative gestartet, als Ausdruck der höchsten Wertschätzung für das Orchester und Dirigent Riccardo Muti sowie als Geste des Miteinanders. Es wird den gebührenden Live-Applaus somit geben.“ Soll konkret heißen: Man hat sich via Internet an der Besucherkapazität des Goldenen Saals (in regulären Zeiten an die 2.000 Besucher) orientiert. Menschen wurden eingeladen, sich auf dem digitalen Weg als quasi „Saalpublikum“ zu betätigen. Der Zuspruch war gigantisch.

Gemeinsam mit dem Grazer Soundsysteme-Hersteller Poet Audio hat der ORF diese Initiative möglich gemacht. Auf www.mynewyearsconcert.com konnten sich, seit Anfang Dezember Menschen weltweit registrieren, um am Ende der beiden Konzerthälften ihren Live-Applaus zu spenden. Dieser wird über sechs Server gebündelt und via Lautsprecher im Musikverein eingespielt.

Es wird somit doch virtuell geklatscht. Nach dem ersten Teil und nach dem Finale, dem „Radetzkymarsch“. Muti: „Ein Mitklatschen wird es aber leider nicht geben.“

Doch wäre es möglich gewesen, Zuhörer in den Musikverein zu lassen? Hausherr und Intendant Stephan Pauly hat dazu eine klare Meinung: „Dank unseres Sicherheitskonzepts hat es während der Öffnung der Konzertsäle im September und Oktober 2020 unter 25.000 Besuchern keinen einzigen Corona-Fall gegeben.“ Muti ergänzt: „Dieses Konzert ist eben für niemanden einfach.“

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Das Staatsballett tanzt für die Welt

Was wäre das Neujahrskonzert (Pandemie-bedingt erstmals ohne Live-Publikum!) der Wiener Philharmoniker ohne die großartigen wie längst auch obligaten Darbietungen des Wiener Staatsballetts? Zu zwei Werken, der „Margherita-Polka“ von Josef Strauß und dem populären „Frühlingsstimmenwalzer“ von Johann Strauß Sohn, sind die Tänzerinnen und Tänzer des Staatsballetts im Einsatz.

Die Protagonisten

Es tanzen: Liudmila Konoovalova, Ketevan Papava, Alice Firenze, Sveva Gargiulo, Eszter Ledán, Denys Cherevychko, Davide Dato, Masayu Kimoto, Roman Lazik sowie Zsolt Török.

Die während des Konzerts eingespielten Einlagen des Wiener Staatsballetts in der neuerlichen Choreografie von José Carlos Martínez sowie den wunderschönen Kostümen von Christian Lacroix wurden unter der Regie von Henning Kasten bereits im Sommer im Gartenpalais Liechtenstein sowie im Wiener Looshaus gedreht. Letzteres hat einen Grund. Denn es gilt, den 150. Geburtstag des weltberühmten Architekten Adolf Loos (1870 – 1933) zu würdigen.

Dies schlägt sich auch im Rahmen-Programm des ORF nieder. Zum Geburtstag des Erbauers des nach ihm benannten Looshauses zeigt ORF 2 bereits um 9.45 Uhr „Adolf Loos – Visionär und Provokateur“ das gleichnamige Porträt von Rudolf Klingohr. Während des Neujahrskonzerts werden außerdem ORF-Beiträge zu drei Walzer-Kompositionen gezeigt.

Der Pausenfilm

Felix Breisachs ORF-Konzertfilm zur Pause wiederum würdigt 100 Jahre Burgenland. Unter dem Titel „Happy Birthday Burgenland! 1921– 2021“ vermittelt der von Breisach produzierte Film durch die von philharmonischen Ensembles dargebotenen Kompositionen musikalischer Größen wie Franz Liszt und Joseph Haydn auch die Vielfältigkeit der burgenländischen Kulturen.