Kultur/Medien

Mögliche Novelle der Haushaltsabgabe reißt Loch ins ORF-Budget

Seit gut einem Jahr gilt das umfehdete ORF-Gesetz. Der Geldregen durch den neu eingeführten ORF-Beitrag hat den Küniglberg noch nicht vollends erreicht. Im Gegenteil, dort rechnet man offenbar mit einer Korrektur des Gesetzgebers, die einige Millionen kosten wird. Das geht aus dem ORF-Finanzplan 2025 hervor, den der Stiftungsrat in der kommenden Woche beraten werden und beschließen soll.

Die mögliche Novellierung betrifft Unternehmen mit mehreren Standorten. Nach vielen Einsprüchen soll wohl nur noch die am Hauptstandort entrichtete Kommunalsteuer für die Beitragsvorschreibung relevant sein. Deshalb muss der ORF vorsichtshalber nun mit 41.000 Unternehmenszahlungen weniger budgetieren. Zu stemmen sind zudem 67 Millionen durch die gesetzlich definierte Beitragsbefreiung von mehr als 360.000 Haushalten, die vom Gesetzgeber ohnehin nicht ersetzt werden.

Beitragsaufkommen erreicht Planzahlen nicht

Immerhin hat die OBS die Zahl der „Geisterhaushalte“, die aus Datenmaterial des Finanzministeriums resultierten, auf unter 10.000 (zuvor waren es 180.000) drücken können und damit für ORF-Generaldirektor Roland Weißmann und die kaufmännische Direktorin Eva Schindlauer ein wirtschaftlich gewichtiges Problem gelöst. 

Unterm Strich bleibt für 2025 aus dem Titel ORF-Beitrag aber ein Delta von 15 Millionen zum eigentlich geplanten Beitragsaufkommen. 

Was weh tut. Denn parallel muss der ORF sein teils gesetzlich verordnetes Einsparungsprogramm weiterfahren, für das 2025 80 Millionen eingepreist sind. Am Jahresende soll dann trotz Inflation und Valorisierungen eine schwarze Null in der Bilanz stehen.

Netto stehen dem ORF 2025 geplant zur Finanzierung seines öffentlich-rechtlichen Auftrags – und nur dafür gibt es Beitragsgelder – 685 Millionen Euro zur Verfügung. Dazu sollen 200 Millionen kommen, weil man vorerst trotz Konjunkturflaute damit rechnet, dass es stabile Werbeeinnahmen über alle Mediengattungen hinweg gibt. Gut 125 Millionen sind sonstige Umsatzerlöse.

Wohin ins Programm das Geld fließt

2025 will der ORF mit seinem digitalen Angebot weiter vorankommen. Die Streaming-Plattform ORF On soll ausgebaut und besser nutzbar sein, forciert werden ORF Kids (u. a. auf YouTube) und weitere Onlineprodukte, etwa Apps. Dafür stehen nach Umschichtungen 30 Millionen bereit.

Viel „Material“ für die digitale Welt kommt weiterhin vom linearen Fernsehen: Drei von vier Genre-Clustern – „Unterhaltung und Service“, „Information“ und „Kultur“ – weisen laut Finanzplan eine Steigerung gegenüber dem Vorjahresbudget aus. Jenes des Sport kann mit knapp 110 Millionen dank günstigerer Großproduktionen als im Olympia-Jahr geringer ausfallen. Highlights 2025 sind u. a. die Alpine Ski-WM in Saalbach, die Nordische Ski-WM in Trondheim, die Damen-Fußball-WM, die WM-Qualifikation der Herren oder die Formel-1 aus Spielberg diesmal wieder live im ORF.

Höher dotiert ist der Cluster Kultur/Bildung/Zeitgeschehen mit 130 Millionen. Mit 1 Million hat das Radiosymphonieorchester sowie das Radiokulturhaus hier den höchsten Mittelzuwachs. Mehr Geld gibt’s auch für Ö1, ORFIII und ORF Kultur. Schon der Jahresauftakt ist der erste Höhepunkt: Das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker steht im Zeichen von 200 Jahre Johann Strauss. Der sommerliche Festspielreigen findet im ORF auch wieder Berücksichtigung. Neben „Universum“ und Co werden für 2025 „true stories“ aus der jüngeren – vor allem österreichischen – Zeitgeschichte entwickelt und im Hauptabend ausgestrahlt.

Montags immer ORF-produzierte Premieren

Das Budget für das Genre Unterhaltung & Service, das in ungeraden Jahren viele Sport-Programmplätze bespielt, beläuft sich auf 174,4 Millionen: Im März starten etwa die „Dancing Stars“, neu sind z. B. die Dating-Formate „Herzblatt Taxi“ und „Willst Du mit mir gehen?“ sowie die „Universum-Quizshow“. Erstmals decken vom ORF (co-)-produzierte Premieren (!) wie „School of Champions 2“ oder „Totenfrau 2“ das ganze Jahr über den Montag-Hauptabend ab. Die freiwillige Selbstverpflichtung von rund 100 Millionen für heimische fiktionale Produktionen will man auch 2025 einhalten.

Am höchsten dotiert ist die Information mit 217,9 Millionen (2014: 213 Mio.): Nach dem heurigen Superwahljahr gibt es 2025 weniger Geld für den Newsroom. Mehr fließt hingegen in die Bundesländer, in den Bereich „Young Audience“, für zielgruppenorientierte Produktionen auf Social Media-Plattformen und die Barrierefreiheit. Budgetär eingeplant sind auch wieder anlassbezogen Ausgaben neuer Reportageformate „Ansichtssache“ und „Brennpunkt Österreich“ wie auch „ORF 1 Spezial“.