Nebenjobs von ORF-Journalisten sorgen im Stiftungsrat für Diskussionen
Von Christoph Silber
Welche Nebenjobs sollen ORF-Journalisten und Moderatoren ausführen dürfen und wie viel sollen zusätzlich verdienen können – mit diesem Thema beschäftigte sich am Donnerstag erneut der ORF-Stiftungsrat. Wie berichtet, ist von ORF-Generaldirektor Roland Weißmann eine internationale Ethikkommission berufen worden, die verbindliche Regeln für die Zusatzbeschäftigungen erstellen soll. Hochgekocht ist das Thema nun, weil „ZiB“-Präsentatorin Nadja Bernhard die Eröffnung der Generalversammlung der Interpol am Dienstag anlässlich deren Gründung in Wien vor 100 Jahren moderierte. Als Gastredner dabei war auch Bundeskanzler Karl Nehammer dabei.
Klare Regeln
SPÖ-Stiftungsrat Heinz Lederer forderte am Donnerstag in der Plenarsitzung erneut entsprechende Vorgaben ein und das auch in Hinblick auf die Einführung des ORF-Beitrags mit 1. Jänner. „Es muss klare Regeln geben, die der Stiftungsrat beschließt und woran sich die ORF-Journalisten zu halten haben. Damit hören sich auch die Graubereiche auf“, erklärte der SPÖ-Vertreter.
Für Lederer vorstellbar ist etwa, dass ORF-Mitarbeiter maximal 50 Prozent ihrer Jahresgage zusätzlich über Nebenjobs (Moderationen, Bücher, Hochschulvorträge) dazu verdienen können sollen. 30 Prozent dieser Summe sollte an den ORF zurückfließen und hier zweckgebunden in junge Mitarbeiter und deren Aus- und Fortbildung investiert werden. Auch eine soziale Komponente ist für Lederer dabei vorstellbar, „auch wenn der Generaldirektor erklärt hat, dass es kaum prekäre Arbeitsverhältnisse mehr im ORF gibt.“
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Im Zuge der neuen Transparenzregeln muss der ORF im kommenden Jahr auch seine Spitzenverdiener offenlegen. Laut ORF-Gesetz sind Jahreseinkommen ab 170.000 Euro namentlich bekannt zu geben. „Da muss man dann auch den Zuseherinnen und Zusehern das erklären können. Sie müssen schon noch das Gefühl haben, dass die Hauptaufgabe der Mitarbeiter es ist, für den ORF zu arbeiten und dass Bücherschreiben und Fachhochschul-Vorträge tatsächlich nur nebenbei passieren. Dann werden wir auch die Topverdiener gut erklären können“, meint Lederer
Genehmigte Nebenbeschäftigung
Seitens des ORF stellte man zum Einsatz von „ZiB“-Präsentatorin Nadja Bernhard fest: „Die Moderation der General Assembly der Interpol in Wien durch Nadja Bernhard war beantragt und genehmigt. Diese hatte keinerlei Einfluss auf die journalistische Berichterstattung über die Veranstaltung.“ Die Eröffnung der Generalversammlung findet sich als on-Demand-Stream auf der TVthek.
Die von Generaldirektor Weißmann eingesetzte extern besetzte Ethikkommission, so der ORF weiter, habe jedoch zum Ziel, eben jene Kriterien, auf deren Basis Nebenbeschäftigungsansuchen zu entscheiden sind, nachzuschärfen und zu vereinheitlichen. „Vorschläge für neue, rechtlich eindeutige Entscheidungsparameter, die auch in der öffentlichen Wahrnehmung klar und verständlich sind, werden zurzeit erarbeitet und nach Beschluss transparent kommuniziert“, heißt es in einer Stellungnahme des ORF.
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