Kultur/Medien

VÖZ kündigt Journalisten-KV einseitig auf: Empörung bei GPA

Bei der Gewerkschaft GPA herrscht am Dienstagmorgen Betroffenheit. Der Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) will den Journalisten-Kollektivvetrag kündigen. Martin Panholzer, Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit bei der GPA: "Das kam sehr überraschend. Ohne, dass wir überhaupt Gespräche geführt haben." 

Bereits 2012 gab es eine Reform des Kollektivvertrags, die die Journalist:innengewerkschaft in der GPA mitgestaltet hätte, erklärt Panholzer: „Da haben wir schon Abstriche gemacht.“

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Bei der GPA ist man über die „überfallsartige“ Kündigung empört.

Streik ist nicht auszuschließen

„Wir sind gerade dabei eine Betriebsrätekonferenz für kommenden Montag einzuberufen“, erklärt Panholzer. Ein Streik sei nicht auszuschließen, „wenn es die Bereitschaft gibt.“

Für die Journalistinnen und Journalisten, die sich derzeit in einem Verhältnis mit Kollektivvertrag befinden, bedeutete die Kündigung jedenfalls nicht, dass sich daran etwas ändert. 

Allerdings, so Panholzer: "Neue Angestellte im Journalismus, werden dann keinen Kollektivvertrag mehr bekommen."

"Ich glaube nicht, dass das zukunftsorientiert ist", merkt der Pressesprecher an.

Auch die Vorsitzende der Gewerkschaft GPA sieht in der Kündigung des Vertrags die Qualitätssicherung des Journalismus in Gefahr: "Die Kündigung des Kollektivvertrages durch den VÖZ ist ein Affront gegenüber den Beschäftigten und wird dazu führen, dass noch mehr Journalist:innen die Branche verlassen. Sie wird die Krise der Zeitungen weiter verschärfen und ist kein Zukunftskonzept. Qualitätsjournalismus braucht gesicherte Rahmenbedingungen, deshalb ist die Anwendung des Kollektivvertrags auch Voraussetzung für die zukünftige Journalismus-Förderung“, so Barbara Teiber. 

VÖZ bietet an, Vertrag bis Mitte 2024 zu verlängern

Der Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) bietet der Gewerkschaft GPA nun verbindlich an, die Laufzeit des Journalisten-Kollektivvertrag aus Arbeitgebersicht bis 30.Juni 2024 zu verlängern, um entsprechende Verhandlungen zu einer Neugestaltung des KV zu ermöglichen. 

Der VÖZ-Präsident Markus Maier erklärt die Kündigung durch den Verband so: „Medien verlegerischer Herkunft sehen sich seit mehr als 20 Jahren angesichts der digitalen Transformation mit einer dramatischen Veränderung des Marktumfelds konfrontiert. Durch die zunehmende Umstellung auf das digitale Zeitungswesen befinden wir uns einerseits in einer direkten Konkurrenzsituation mit den internationalen digitalen Plattformen wie Google, Meta und Co. Andererseits erschwert das digitale Gratisangebot des künftig mit rund 810 Mio. Euro beitragsfinanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunks die Transformation der Werbeerlöse."

Der aktuelle Kollektivvertrag bilde die Realitäten in anbetracht der digitalen Reform nicht ab.

VÖZ-Geschäftsführer Gerald Grünberger: „Unser gemeinsames sozialpartnerschaftliches Ziel muss es sein, den Rahmenvertrag so zu gestalten, dass einerseits der betriebliche Fortbestand und dadurch die Medien-, Titel- und Meinungsvielfalt in Österreich ausreichend gesichert werden, und andererseits eine größtmögliche Zahl an Beschäftigten in der Branche gehalten werden kann."

Verhandlungen zum Rahmenrecht 

Man wolle mit der Gewerkschaft GPA in Verhandlungen treten, um spätestens bis zum 30.Juni kommendes Jahres das Ziel eines "reformierten" Kollektivvertrags zu erreichen. 

➤ Mehr lesen Sie hier: Was passiert, wenn ein Kollektivvertrag gekündigt wird