Gründerboom beim digitalen Radio: 28 neue Sender starten
Von Christoph Silber
28 private Radiosender starten an diesem Freitag in Österreich via Antenne und DAB+. Das bringt einen massiven Schub für den bisher bedingt attraktiven digital-terrestrischen Rundfunk-Standard, der seit mehreren Jahren in neuen Autos verbaut wird.
Österreichs größtes Privatradio kronehit, an dem der KURIER beteiligt ist, lanciert u. a. Radio Rot Weiss Rot und Radio Super 80s. In Summe 30 Radioprogramme sind künftig österreichweit digital-terrestrisch zu hören.
Regional kommen zu den existierenden 14 Programmen im Großraum Wien 14 weitere DAB+-Angebote in neuen Versorgungsgebieten von Niederösterreich und Nordburgenland bis Vorarlberg dazu. Auch wenn der ORF weiter nicht vertreten ist, senden nun insgesamt 58 Radioprogramme via DAB+.
Möglich machte diesen jüngsten Gründerboom eine Gesetzesnovelle der schwarz-grünen Koalition vor wenigen Monaten. Der bringt nicht bloß mehr vom Gleichen, das man von UKW kennt. So setzt kronehit auf ganz andere, neue Sender. „Wir haben bewusst eine Multibrand-Strategie gewählt, um auch in der Zielgruppe ab 35 Jahre mehr Hörerinnen anzusprechen“, sagt Dani Linzer, DAB+-Programm-Direktorin von kronehit. Und man läuft so auch nicht Gefahr, sich gegenseitig das Publikum abzuwerben.
Der jeweilige Radio-Name ist hier jedenfalls Programm. Österreichweit von kronehit zu hören: Radio Rot Weiß Rot „spielt zu 100 Prozent Musik aus Österreich und ist für alle Fans von Austropop eine Bereicherung“, erläutert Linzer. Radio Super 80s feiert die größten Hits dieser bunten Dekade.
In Niederösterreich und dem Nordburgenland ergänzen zwei Sender das DAB+-Spektrum: Eurodance X-Press liefert die Dancehits der 90er und 2000er rund um die Uhr. Pirate Radio spielt alternative Rock und Pop Nonstop.
Auch Service-Infos kommen nicht zu kurz. „Zwischen 6 und 20 Uhr gibt es immer zur vollen Stunde um Punkt Nachrichten und Wetter und Verkehrsinfos“, erläutert Linzer. Im Einsatz ist auch bereits KI. „Wir setzen sie in den Workflows der Redaktion ein, sie hilft uns Prozesse zum Beispiel rund um die Filterung des APA-Newsfeeds produktiver und effizienter zu gestalten.“
Mehr Förderung
Ergänzend zur Öffnung des DAB+-Marktes, die ein Mehr an Anbietern bringt, wird die Regierung auch die Privatrundfunkförderung von 20 Millionen auf 25 Millionen erhöhen – und damit werden die nachdrücklichen Bitten der Privatsender erhört. „Diese Aufstockung kommt hier gerade recht und auch für die Werbenden ist es ein toller Anreiz, über heimische Medien ihre Zielgruppen zu erreichen und den Medienstandort in Österreich zu stärken“, ist Linzer überzeugt.
Radio ist in Österreich weiterhin eines der beliebtesten Medien mit 76,0 Prozent Tagesreichweite. Wie sich DAB+ auf dem umkämpften Publikumsmarkt niederschlagen wird?
„Diese Sender werden langsamer wachsen und ein kleineres Publikum erreichen als kronehit, das ist uns klar“, meint die DAB+-Programm-Direktorin. „Aber auch wenn sie nur eine Handvoll Prozent an Marktanteil generieren, hilft uns das, um unsere Budgets zu stärken und in noch besseres innovativeres Radio für Österreich zu investieren.“
Ob DAB+ nur eine Zwischentechnologie ist, wie viele meinen, weil die Zukunft dem (Musik-)Streaming gehört, das spielt für kronehit keine Rolle mehr.
Linzer: „Unsere Radios sind ohnehin so konfiguriert, dass sie auch per Stream über Apps und Websites zu hören sind und somit auch für zukünftige Streaming-Technologien gerüstet sind.“