Corinna Milborn: „Ohne Facebook verpasst man erstaunlich wenig“
Von Nina Oberbucher
Journalistin des Jahres, Chefredakteurin des Jahres – Corinna Milborn wurde in den vergangenen Jahren mehrfach ausgezeichnet. Heuer ist die Puls4-Infochefin und Moderatorin in der Kategorie Information für eine ROMY nominiert.
Sollte sie gewinnen, würde sie dafür in ihrem Preisregal aber „schon noch einen Platz finden“, lacht Milborn. „Die Nominierung ist eine große Ehre, weil Leute in der Jury sitzen, die sich auskennen und eine Anerkennung aussprechen.“
Eine Akademie-ROMY hat Milborn bereits gemeinsam mit ihrem Team bekommen, 2014 für die beste Programmidee mit „Rezept für Österreich“ – in der Sendung mussten die Spitzenkandidaten vor der Nationalratswahl ihre kulinarischen wie politischen Rezepte präsentieren.
Oft unterschätzt
Und auch jetzt ist Milborn wieder mit dem Thema Wahlen beschäftigt, nämlich mit den EU-Wahlen. „Viele Leute unterschätzen, wie viel auf EU-Ebene entschieden wird. Mehr als zwei Drittel von dem, was bei uns im Parlament beschlossen wird, kommt aus Brüssel und wird hier eigentlich nur mehr umgesetzt, das heißt, es ist eine total wichtige Wahl. Wir hoffen, dass wir das richtig rüberbringen“, sagt Milborn.
Für das sonntägliche Format „Wie jetzt?“ hat sie mit den österreichischen Kandidaten bereits erste Interviews geführt. Am 28. April gibt es einen Duellabend, am 12. Mai eine Elefantenrunde – beides wird Milborn mit ihrem Kollegen Thomas Mohr moderieren. „Der Grund, warum wir so intensiv berichten: Wir haben viele junge Zuseher, viele davon wählen zum ersten Mal. Und die müssen sich erst einmal informieren: Wer sind die Kandidaten? Welche Entscheidungen werden überhaupt in der EU getroffen?“
Auch Reportagen werden Teil der Vorwahlberichterstattung sein – ein Format, das bei Puls4 sonst selten zu sehen sind. „Das ist einfach teuer und aufwendig“, sagt Milborn. „Mir als Infochefin wäre es natürlich recht, wenn wir noch viel mehr Geld in Reportagen und Dokumentationen stecken könnten, aber es ist nicht so, dass wir in die Richtung nichts machen.“ Letztlich seien auch Formate wie „Bist Du Deppert!“, die Reportageteile mit humoristischen Elementen verbinden, eine Art der Informationsaufarbeitung, so Milborn.
Genug? Niemals!
Die gebürtige Tirolerin moderiert beim Privatsender auch das wöchentliche Diskussionsformat „Pro und Contra“. Dass sie irgendwann genug von typischen Politikerantworten haben könnte, kann sie sich nicht vorstellen. „Nein, niemals!“, lacht sie. „Den Menschen verständlich zu machen, wer antritt, wofür die Politiker stehen und was hinter den Wahlplänen steckt, ist wahnsinnig reizvoll und eine sehr spannende Aufgabe.“
Im Vorjahr hat Milborn gemeinsam mit Puls4-Chef Markus Breitenecker das Buch „Change the Game“ geschrieben, über die Gefahren, die von Technologiekonzernen wie Facebook und Google ausgehen.
„Im vergangenen Jahr hat sich da schon viel getan, auch auf politischer Ebene“, meint Milborn. Verändert hat sich auch ihr eigener Umgang mit sozialen Medien: „Ich benutze Facebook und Twitter nach wie vor, aber eingeschränkter und bewusster. Es kommt einem da so ein Schwall an Negativität entgegen. In meinem Beruf bin ich ohnehin ständig mit negativen Nachrichten konfrontiert – auf Facebook kommt noch diese Gereiztheit dazu.“
In der Früh nicht mehr als Erstes Social Media zu checken, sei gut fürs Seelenwohl. Und: „Man verpasst erstaunlich wenig.“
Info: Das nächste Mal bei Puls4 zu sehen ist Milborn am Mittwoch bei „Pro und Contra“.