„Carmen“ und mehr: 220 Programmstunden im ORFIII-"Kultursommer"
Von Christoph Silber
Liebe, Leidenschaft, Macht und Freiheit: Georges Bizets Meisterwerk „Carmen“ bespielt heuer die Freiluft-Arena im burgenländischen St. Margarethen. In Arnaud Bernards Inszenierung verwandelt sich die Bühne – in Anlehnung an die großen Filmstudios der 1950er – in eine besondere Traumfabrik.
Wie geschaffen also auch fürs Fernsehen. Die populäre Oper und die besondere Atmosphäre des Steinbruchs überträgt ORFIII, heute, Mittwoch (21.05 Uhr), live – und am 14. August auch auf den Wiener Rathausplatz, wo heuer erstmals Höhepunkte des „Kultursommers“ gastieren (siehe Kasten unten). „Niemand muss auf Kultur verzichten, wer nicht vor Ort sein kann, für die bringt ORFIII die Highlights ins hoffentlich wohltemperierte Wohnzimmer“, sagt Programmgeschäftsführer Peter Schöber.
Fokus Regionalität
Vom Neusiedler See bis zum Bodensee sind ORFIII-Übertragungen geplant, häufig durch Reportagen der Landesstudios ergänzt. Schöber: „Der Fokus liegt ganz klar auf den großen österreichischen Produktionen aus den Bundesländern.“ In Bregenz laufen etwa die Vorarbeiten für die neue Hausoper der Festspiele, Verdis „Ernani“, die am 6. August (21.30) in ORFIII zu sehen ist (Anm.: Premiere live am 19. Juli, 19.30 Uhr, in Ö1).
Programm. Fünf Produktionen des ORFIII-Kultursommers sind noch parallel zur TV-Sendung auf dem Wiener Rathausplatz zu sehen:
16. 7. (21.15 Uhr): „Klassik in den Alpen“ mit Elīna Garanča
30. 7. (21.15 Uhr): „Die Frühjahrsparade“. Von der Bühne Baden (LIVE)
4. 8. (21.05 Uhr): „Der Tag des Gerichts“. Von den Internationalen Barocktagen Stift Melk
15. 8. (20.45 Uhr): „Viktor Gernot & Simone Kopmajer – Jazz On A Summer’s Day“
20. 8. (20.45 Uhr): Verdis „Ernani“. Von den Bregenzer Festspielen
Zudem laufen noch weitere elf ORFIII-Koproduktionen. Die nächsten:
12. 7. (21.25 Uhr): „La Traviata“. Aus der Wiener Staatsoper (ORFIII-Erstausstrahlung 2021)
21. 7. (21.15 Uhr): „Das schlaue Füchslein“. Aus dem MusikTheater an der Wien (2022)
23. 7. (21.15 Uhr): „Cincuentañero! Rolando Villazón’s 50th Birthday“ (2022)
26. 7. (21.15 Uhr): „La Bohème“. Aus der Wiener Staatsoper (2022)
9. 8. (21.00 Uhr): „Eugen Onegin“. Aus der Wiener Staatsoper (2020)
14. 8. (20.45 Uhr): „Carmen“. Oper im Steinbruch St. Margarethen (2023)
19. 8. (20.45 Uhr): „I Am From Austria – Das Musical mit den Hits von Rainhard Fendrich“ (2019)
23. 8. (20.30 Uhr): „Falstaff“. Aus der Wiener Staatsoper (2019)
26. 8. (20.30 Uhr): „Camilla Nylund – Great American Songbook“ (2021)
Der nächste Höhepunkt ist schon am Sonntag „Klassik in den Alpen“ (20.15) mit Elīna Garanča & Friends aus Kitzbühel. Die Mezzosopranistin ist auch am 20. August in der halbszenischen Aufführung von „Carmen“ auf der Schlossbergbühne Kasematten in Graz zu sehen.
Ein Fixpunkt ist wieder die Festival-Eröffnung von Grafenegg (11. August). „Rudolf Buchbinder spielt Beethoven“ gemeinsam mit dem Symphonieorchester Kiew heißt es am 13. August in ORFIII (20.15). Im Anschluss (21.30) zeigt ORFIII als erstmalige Zusammenarbeit mit Wolfgang Böcks Schloss-Spielen Kobersdorf, Raimunds „Der Alpenkönig und der Menschenfeind“.
Hoch-Temperatur
Die Zeit der Hoch-Temperaturen ist jene für Hochkultur. Aber schaut da jemand? Quoten nennt ORFIII nie, Schöber umschreibt es als „erstaunlich und höchst erfreulich, dass unser Programm so angenommen wird. Aber wir sind eben eine Kulturnation.“ Als Beispiel führt er die „Klassikstars am Traunsee“ vom letzten Sonntag an. Trotz komplexen Programms dort, „sämtliche österreichische Privatsender hätte Marktanteil und Seherzahl sehr gefreut.“
Basis dafür ist eine lange, gut gepflegte Zusammenarbeit mit Kulturinstitutionen, Künstlern und den Bundesländern. „Wir senden nicht nur Highlights, sondern sind tatsächlich vor Ort und betten diese Ereignisse redaktionell ein. Im besten Sinn, wir, also der ORF und ORFIII, bieten der Kultur Österreichs eine Bühne.“ Das gelte auch für Pop, Rock und Kabarett.
Bei 220 Programmstunden allein im ORFIII-„Kultursommer“ sind die Kosten naturgemäß ein wesentlicher Punkt. Bei der technischen Produktion sieht Schöber ORFIII als „Blaupause“, um Kosten zu senken. „Wir vergeben die Aufträge radikal nach außen, aber dabei in bewährte Hände.“ Auch dafür sei über viele Jahre Nachwuchs- und Aufbauarbeit geleistet worden.