Leaving Neverland: Jacksons "Kunstsammlung" wird versteigert
Von Michael Huber
"Es hätte ein Blockbuster werden sollen", heißt es in der Ankündigung des Auktionshauses Guernsey's: Die Versteigerung von "Schätzen, die einst Michael Jackson gehörten", die das New Yorker Unternehmen nun bis 23. Oktober online abwickelt, hätte nämlich ursprünglich noch kurz vor dem Tod des Popstars im Jahr 2009 stattfinden sollen. Jackson wollte sich dann doch nicht von seinen "Schätzen" trennen und ging mit rechtlichen Mitteln gegen den Verkauf vor - erst später erwarb ein "Fan" das Konvolut aus 48 Bronzestatuetten und zahlreichen Memorabilia, die nun auktioniert werden.
Der Marktwert der Marke Michael Jackson ist bekanntlich seitdem nicht unbedingt gestiegen: Anhaltende Missbrauchsvorwürfe, u.a. eindringlich vorgebracht in der TV-Doku "Leaving Neverland", haben den Nachruhm des "King of Pop" nachhaltig beschädigt; Ausstellungen, die Jacksons unzweifelhafte Wirkung auf die Popkultur zum Inhalt hatten, mussten stets den Vorwurf entkräften, den Star posthum zu glorifizieren.
Jene Werke, die nun, im großen Jahr der "Cancel Culture", unter den Hammer kommen, fallen aus dem Standpunkt des Kunstmarkts in die Sparte "Dekorationskitsch" - bei den meisten Statuetten, Kandelabern oder Bildern, deren Schätzpreis meist zwischen 1000 und 10.000 US-$ liegt, ist nicht einmal der exakte Urheber bekannt. Sie geben allerdings doch Einblick in die Welt, die sich der einstige Kinderstar in seiner Ranch "Neverland" aufgebaut hatte.
Dass Jackson im Peter-Pan-Mythos eine Parallele zu seinem Leben sah und sich selbst als Kind gerierte, das nie erwachsen werden wollte, findet in der großen Zahl von Statuetten ihren Widerhall, die entweder direkt Figuren aus der Peter-Pan-Geschichte zeigen oder aber spielende Kinder darstellen. Parallel dazu fanden sich in Jacksons Skulpturenpark Repliken von Büsten römischer Kaiser oder eine Bronzegruppe, die sich "Follow the Leader" (Folge dem Anführer) nennt: Das Thema einer nie gelebten und posthum konstruierten Kindheit vermischt mit einer überhöhten Selbstinszenierung lässt sich in Jacksons Werk auch anderswo finden, hier ist es in Bronze gegossen.
Ob sich Fans diese Bildwelt in ihren eigenen Garten stellen wollen, bleibt abzuwarten. Richtigen dokumentarischen Wert hat in der Auktion allenfalls das Original des ersten Plattenvertrags, den Jacksons Vater Joe 1968 für die "Jackson Five" unterzeichnete. mit 50.000-100.000 US-$ hat er den höchsten Schätzwert - fast das Doppelte des Buddelschiffs, das Elizabeth Taylor "Jacko" einst zum Geschenk machte.