Gemischte Platte: Badly Drawn Boy, Östro 430, Voodoo Jürgens, Edwin und Austrian Apparel
Von Marco Weise
Badly Drawn Boy - "Banana Skin Shoes"
Badly Drawn Boy – das ist doch der Typ mit der Wollmütze, der den Soundtrack zur Hugh-Grant-Komödie „About A Boy“ abgeliefert hat? Stimmt. Nach diesem Welterfolg legte der britische Songwriter aber einen Bauchfleck hin: Alkoholprobleme, Depressionen und Scheidung. Das volle Programm. Nun kehrt er – seelisch stabilisiert – mit sympathischem Indie-Pop zurück. Er richtet mit funky Gitarren und heiteren bis schrägen Klangcollagen seinen Blick stets nach vorne. Alte Wunden werden nicht geleckt. Gut so, Boy.
Edwin - "Sleben"
Der seit Jahren umtriebige Wiener Rapper legt nun sein Debütalbum vor. Darauf soult und raunzt er sich durch zwölf Songs, in denen es poppig zur Sache geht – es gibt chartstaugliche Schonkostbeats, die mit Dancehall- und Jamaika-Vibes Urlaubsstimmung und Karibik-Feeling erzeugen sollen. Am Ende platzt der Traum und man findet sich beim warmen Dosenbier am Wiener Gürtel wieder. Das wäre ja alles noch okay, wenn da diese Autotune-Gejaule nicht wäre. Schade, Edwin, da wäre mehr möglich gewesen.
Östro 430 - "Keine Krise kann mich schocken"
Sie waren die wichtigste weibliche Punkband Deutschlands. Das Quartett setzte in den Achtzigern auf einen ungestümen und windschiefen Sound mit oft derben, aber wirkungsvollen Texten. Gitarren spielten dabei kaum eine Rolle, man konzentrierte sich auf Keyboard, Bass, Schlagzeug und Saxofon. Die Songs, die nun gesammelt vorliegen, waren Manifeste der weiblichen Selbstbestimmung in einer männerdominierten Welt. Was vor rund 40 Jahren galt, gilt heute immer noch. Der Kampf geht weiter.
Austrian Apparel - "AAplus"
Das von Wien aus agierende Duo Dominik Traun und Sebastian Wasner bespielt seit einigen Jahren als Austrian Apparel die heimischen Dancefloors mit sphärischen Techno-Tracks. Auf ihrem Debütalbum fassen sie nun ihr bisheriges Schaffen zusammen: "AAplus" verbindet die Nacht mit dem Tag, trägt zwei Seiten in sich – eine finstere, düstere, unterkühlte. Und eine abseits dieser Dunkelheit.
Opulenz und Eingängigkeit sind Austrian Apparel nicht fremd: Dichte Ambient-Klangwolken werden von schnittigen wie hetzenden Synthesizern durchschnitten, mit Techno-Beats gefüttert und mit Filtern und Füllern aufgeblasen. Es ist gefällige Maschinenmusik, die Gefühle zeigt und einen unter der Diskokugel im Stroboskoplicht zu berühren weiß. Es wird Zeit, dass die Clubs wieder öffnen. Die Sehnsucht ist groß.
Voodoo Jürgens - "'S Klane Glücksspiel (Bummerl Edition)"
An dem im Herbst 2019 veröffentlichten Zweitwerk von Voodoo Jürgens war eigentlich nichts auszusetzen. Es war ein künstlerisch gelungenes Album und auch kommerziell durchaus erfolgreich. Aber dem kauzigen wie sympathischen Musiker aus Wien störten im Nachhinein ein paar Details. Der ursprüngliche Mix von „Rode Sporttaschen“ fühlte sich nicht richtig an, da war - so Voodoos nachträgliche Empfindung - "ein Eitzerl mehr möglich", wie es im Pressetext heißt. Dieses "Eitzerl" reicht er nun nach. Neben der einen oder anderen Überarbeitung findet sich mit „Ollas für die Fisch“ auch ein Bonus-Track auf der Platte, die er liebevoll „Bummerl Edition“ genannt hat. Die Vinyl-Version der ersten Auflage kommt - sammlertechnisch ansprechend - im roten Vinyl daher. Das Cover hat Voodoo Jürgens selbst gezeichnet. Fesch!