10 Bücher, die ähnlich sind wie die "Harry Potter"-Romane
Von Manuel Simbürger
Lang ist es her – und es erscheint uns trotzdem so, als ob es erst gestern gewesen wäre: 1997 erschien "Harry Potter und der Stein der Weisen", ein Roman der britischen Autorin J. K. Rowling, der aufgrund seiner detaillierten magischen Welt – eine faszinierende und auch gesellschaftskritische Allegorie zum modernen Großbritannien – der liebenswerten Figuren und der einfachen, aber trotzdem vielschichtigen Sprache schnell Aufmerksamkeit bei jungen und erwachsenen Lesern fand.
Doch damals ahnte noch niemand, welches internationale und allen voran zeitlose Phänomen Rowling mit der Geschichte rund um einen jungen Zauberlehrling und seine tapferen Freunden auslösen sollte. Heute zählt "Harry Potter" mit mehr als 600 Millionen verkauften Exemplaren weltweit zu den erfolgreichsten Buchreihen aller Zeiten. Auch 27 (!) Jahre nach dem Debütroman ist ein Ende des Hypes nicht in Sicht.
Doch es muss nicht immer Potter, nicht immer Hogwarts, Quidditch, Voldemort oder Dementoren sein: Auch (viele) andere Young-Adult-Buchreihen erzählen, eingebettet in eine eskapistische Welt voller Magie und unendlichen Möglichkeiten, vom Erwachsenwerden, vom ewigen Kampf gegen Gut gegen Böse, von der alles überstrahlenden Kraft der Freundschaft und natürlich von der beliebten philosophischen Frage, ob unser Lebensweg vorbestimmt ist oder ob wir unser Schicksal nicht doch selbst in der Hand haben. Denn das "Potter"-Universum hat nicht nur unsere Vorstellungskraft, sondern auch den Buchmarkt nachhaltig geprägt.
Passend zur Weihnachtszeit präsentieren wir Ihnen 10 unterhaltsame Literatur-Alternativen zur "Harry Potter"-Buchreihe, die sowohl Ihren Nachwuchs als vielleicht auch Sie selbst begeistern werden. Wir wünschen viel Spaß beim Entdecken, Shoppen und natürlich Schmökern.
"Goldene Flammen" von Leigh Bardugo
Das Waisenkind Alina ist eine einfache Kartografin in der Ersten Armee des Zaren von Ravka. Als sie einem Kindheitsfreund das Leben rettet, erfährt sie, dass sie eine Grisha ist, ein mächtiges magisches Wesen und die militärischen Elite Ravkas. Im Trainingslager der Grisha lernt sie ihren Mentor kennen, der als "Der Dunkle" bekannt ist – und der ganz eigene Pläne mit Alina verfolgt.
Ein spannender und auch düsterer Mix aus Märchen, Fantasy und Romanze. Die detaillierte und ausgeklügelte Magie-Welt erinnert an "Harry Potter".
Die Grisha-Trilogie ist in folgender Reihenfolge erschienen:
- "Goldene Flammen"
- "Eisige Wellen"
- "Lodernde Schwingen"
Die Krähen-Dilogie ist in folgender Reihenfolge erschienen:
- "Das Lied der Krähen"
- "Das Gold der Krähen"
"Woodwalkers: Carags Verwandlung" von Katja Brandis
Die bereits 12-teilige Buchreihe erzählt, ähnlich wie "Harry Potter", von einer magischen Schule, diesmal aber werden nicht Zauberlehrlinge, sondern Gestaltenwandler ausgebildet. Im Fokus steht Carag, der sich in einen Berglöwen verwandeln kann. Im außergewöhnlichen Internat, das sich inmitten der Wildnis der Rocky Mountains im Yellowstone-Nationalpark befindet, lernt Carag sowohl Freunde, als auch Rivalen kennen. Auch die Lehrer spielen in der Fantasyreihe eine wichtige Rolle – auf welcher Seite sie stehen, ist allerdings nicht immer klar.
Es geht um Mut, Freundschaft, Vertrauen und Selbstfindung. Die Charaktere sind erfreulich vielschichtig.
"Bartimäus: Das Amulett von Samarkand" von Jonathan Stroud
Ein Muss für Potterheads: Mit viel Witz, Gefühl, Spannung, Tempo und auch Ironie erzählt Stroud in vier Romanen (plus ein Prequel) von den Abenteuern des jungen Zauberlehrlings Nathanael und seines Freundes Dschinn Bartimäus. Trotz der jungen Zielgruppe lässt der Autor zahlreiche politische Themen einfließen, ohne dabei aber das Fantasy-Flair leiden zu lassen. Man sollte allerdings britischen Humor lieben. Weltweit wurden sechs Millionen Exemplare in 35 Sprachen verkauft.
"Eragon: Das Vermächtnis der Drachenreiter" von Christopher Paolini
Eine weitere Kult-Tetralogie im Fantasy-Genre ist "Eragon": Die Bücher wurden weltweit über 35 Millionen Mal verkauft und in 49 Sprachen übersetzt. Im Fokus steht einmal mehr ein Junge, der sich selbst und das Leben entdeckt, wenn auch nicht auf herkömmliche Weise: Eragon ist ein Drachenreiter, sein bester Freund ist der Drache Saphira. Die Romane spielen, ähnlich wie "Harry Potter", in einer vollkommen fiktiven Welt.
Im ersten Band findet der Titelheld nicht nur ein Drachenei, sondern auch sein Vermächtnis, das epischer ist, als er je zu träumen wagte. Paolini war selbst erst 15 Jahre alt, als er "Das Vermächtnis der Drachenreiter" verfasste, was die Beschreibung der Seelenwelt des jugendlichen Protagonisten umso authentischer macht. Ein Fantasy-Klassiker, dem man auch das eine oder andere Klischee verzeiht.
"Tintenwelt: Tintenherz" von Cornelia Funke
Buchbinder Mo hat die Fähigkeit, Dinge und Charaktere, die er aus Büchern liest, zum Leben zu erwecken. Wenn er das aber tut, verschwindet auch etwas aus der realen Welt zwischen den Buchseiten, schließlich muss das Gleichgewicht gewahrt bleiben. Das hat schon sehr bald für ihn tragische Konsequenzen. Er und seine Tochter Meggie müssen sich auf die Suche nach dem bedrohlichen Buch "Tintenherz" machen, schließlich geht es um die Rettung der Welt. Große Abenteuer warten auf die beiden, aber auch große Gefahren.
Die Grundidee, seine Lieblingsbücher lebendig werden zu lassen, fasziniert von der ersten Seite an und weckt auch auf Meta-Ebene die Lesefreude bei Jung und Alt. Schillernde Fantasy made in Germany, mehrfach ausgezeichnet. Insgesamt vier Bände.
"Percy Jackson: Diebe im Olymp" von Rick Riordan
Eigentlich hätte es ein ganz normaler Schulausflug im Leben von Percy Jackson werden sollen. Aber als sich seine Mathelehrerin in eine rasende Rachegöttin verwandelt und über ihn herfällt, ahnt er, dass hier irgendwas nicht stimmt und ihm große Gefahr droht. In letzter Sekunde kann er sich in das Halbgott-Camp retten und lernt plötzlich eine ganz neue Welt kennen. Percy erfährt, dass er einer von ihnen ist, ein Halbgott. Und er wird beschuldigt, den Herrscherblitz von Zeus gestohlen zu haben.
Weder die Kinofilmreihe noch die Netflix-Serie kommen an die sechsteilige Buchreihe heran, die actionreiche Spannung genauso bietet wie ruhige Charaktermomente, zart-frechen Humor sowie liebevolle Charaktere. Gleichzeitig wird spielerisch Wissen über die griechische Mythologie vermittelt. Die Verbindung zwischen Antike und Moderne sorgt für zahlreiche Kreativeinfälle. Die Heldenreise wurde in 37 Sprachen übersetzt und weltweit über 180 Millionen Mal verkauft.
"Scholomance: Tödliche Lektionen" von Naomi Novik
Die Trilogie ist ein Geheimtipp unter Fantasy-Liebhabern. Die Geschichte ist zwar ebenso in einer Zauberschule angesiedelt, ist aber trotzdem keine Kopie der "Harry Potter"-Bücher: Im Mittelpunkt steht die magisch begabte El, die die von Ungeheuern bedrohte Welt der Hexen und Zauberer verbessern und sicherer machen möchte.
Schon im ersten Band ist die Geschichte düsterer (aber trotzdem kindsgerecht) als bei Rowling, denn in der dieser Schule regieren Angstgefühle und Zweckgemeinschaften anstatt Freundschaft und Gemeinschaftsgefühl den Alltag. Der Humor ist bissig, die Action machen alle Bücher zum Page-Turner.
"Magisterium - Der Weg ins Labyrinth: Der Weg ins Labyrinth" von Cassandra Clare und Holly Black
Wer sich nicht zu sehr von der "Potter"-Welt und deren Magie entfernen möchte, sollte hier zugreifen: Die fünfbändige Reihe erinnert schon in seinem Ausgangsszenario an Rowlings Bücher: Die magische Welt wird von einem Krieg heimgesucht, ein auf den ersten Blick unscheinbarer Junge überlebt einen Angriff, der eigentlich seinen Zauberer-Eltern gilt. Im Gegensatz zu Harry wächst Callum aber mit dem Wissen auf, Magier zu sein.
Mit zwölf Jahren wird er in die titelgebende Zaubererschule aufgenommen. Auch der Vater hat hier überlebt, ist der magischen Welt gegenüber aber seit der Tragödie sehr skeptisch eingestellt. Eine Narbe auf der Stirn hat Callum auch nicht, dafür aber ein kaputtes Bein. Beide Jungs werden aber von ihren Freunden bei all ihren – gefährlichen – Abenteuern unterstützt. Detailverliebt, empfohlen für 10- bis 12-Jährige.
"Die Chroniken von Narnia" von C.L. Lewis
Die vier Pevensie-Geschwister betreten die Welt von Narnia durch einen magischen Kleiderschrank, als sie im Landhaus eines älteren Professors Versteck spielen. Dort entdecken die Kinder ein zauberhaftes, friedvolles Land, das von sprechenden Tieren, Zwergen, Faunen, Zentauren und Riesen bewohnt wird und von der bösen Weißen Hexe Jadis zum ewigen Winter verdammt wurde. Gemeinsam mit dem großmütigen, mystischen König von Narnia, dem Löwen Aslan, nehmen die Kinder den Kampf gegen die Weiße Hexe auf.
Eine facttenreiche Fantasywelt, in der sich derart viele Anleihen an christliche Motive, aber auch an griechische und römische Mythologie sowie an traditionelle englische und irische Märchen finden lassen, dass sich auch nach mehrmaligem Lesen noch Neues finden lässt. Das vermittelte Weltbild mag traditonell sein, die siebenteilige Buchreihe aus den 1950ern gilt trotzdem als Blaupause für moderne Jugend-Fantasy-Abenteuer. Mehr als 100 Millionen verkaufte Exemplare weltweit untermauern den Kultstatus.
"Das Geheimnis von Bahnsteig 13" von Eva Ibbotson
Für (kleine) Potter-Fans ein großes Lesevergnügen, war dieser Kinderbuchklassiker doch laut Rowling die Inspiration für das "Potter"-Universum: Am längst geschlossenenen Bahnsteig 13 (und nicht 9 3/4!) von King's Cross herrscht alle neun Jahre Hochbetrieb. Nur dann öffnet sich die geheime Tür des Gügel und gibt für genau neun Tage einen Tunnel frei, der in eine völlig andere Welt führt – auf eine Insel, die so zauberhaft ist, dass man nie mehr weg möchte.
Doch eines Tages passiert etwas Schreckliches: Der kleine Königssohn des Inselreichs wird während einer Gügel-Öffnung in London entführt. Erst neun Jahre später können vier auserwählte Retter aufbrechen, um den Prinzen zurückzuholen. Doch den vier Abgesandten bleiben nur neun Tage für ihre schwierige Aufgabe. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginn. – Durch und durch magische Nostalgie mit viel Herz und Ideenreichtum. Zudem macht es Spaß, die Potter-Parallelen zu entdecken. Es gibt auch eine Fortsetzung: "Bahnsteig 13 öffnet sich wieder".