Kultur

Arik Brauer starb wenige Tage nach seinem 92. Geburtstag

Arik Brauer, eigentlich Erich Brauer, wurde am 4. Jänner 1929 als Sohn eines aus Litauen stammenden jüdischen Schuhmachers in Wien-Ottakring geboren. Der Vater starb in der NS-Zeit in einem Konzentrationslager, Brauer überlebte in einem Versteck.

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Brauer studierte bis 1951 an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Robin Christian Andersen und Albert Paris Gütersloh. Während dieser Zeit gründete er mit Ernst Fuchs, Rudolf Hausner, Wolfgang Hutter, Anton Lehmden und Helmut Leherb die Wiener Schule des Phantastischen Realismus. Ab 1947 studierte er zusätzlich Gesang an der Musikschule der Stadt Wien.

 

Zwischen 1951 und 1954 reiste er mit dem Fahrrad durch Europa und Afrika. 1954/55 lebte er als Sänger und Tänzer in Israel und trat 1956 im Raimundtheater in Wien auf. Im Jahr darauf heiratete er die aus Israel stammende Jemenitin Naomi Dahabani und zog mit ihr nach Paris.

Als Brauer 1964 nach Wien zurückkehrte, genossen die Künstler der Wiener Schule des Phantastischen Realismus bereits große Popularität. Zu dieser Zeit begann er auch Bühnenbilder für die Wiener Staatsoper („Medea“), das Opernhaus Zürich, das Theater an der Wien und die Pariser Oper zu gestalten.

"Hinter meiner, vorder meiner"

Brauers Gesangskarriere erreichte in den 1970er Jahren ihren Höhepunkt: Mit seinen Liedern im Wiener Dialekt bzw. Protestsongs wie "Sie hab’n a Haus baut" und "Sein Köpferl im Sand" ("Hinter meiner, vorder meiner") wurde er zu einem der Väter des Austropop.

Von 1986 bis 1997 war Arik Brauer Professor an der Akademie der bildenden Künste; 1993 entstand neben der Gumpendorfer Straße das "Brauer-Haus". Danach wurde es stiller um ihn. Auch deshalb, weil die Wiener Schule des Phantastischen Realismus keine zentrale Bedeutung mehr hatte. 

Anlässlich seines 85. Geburtstags widmete ihm das Leopold Museum unter dem Titel "Gesamt.Werk.Kunst" eine Retrospektive. Eine weitere große Ausstellung folgte 2019 - zum 90. Geburtstag - im Jüdischen Museum der Stadt Wien.

2018 meinte Brauer unter Anspielung auf die "Liederbuch-Affäre" einer Burschenschaft in Wiener Neustadt: "Wenn mich jemand auf der Straße umbringt, dann ist das ganz bestimmt nicht einer dieser Fechter, die da so ein Lied singen." Damit löste er eine öffentliche Debatte über Antisemitismus und die die Frage, ob es "gefährliche" und "ungefährliche" Antisemiten gibt, aus.

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Arik Brauer, Vater von Timna Brauer, Ruth Brauer-Kvam und Talja, starb, wie die APA meldete, im Beisein seiner Familie. Seine letzten Worte seien gewesen: "Ich war so glücklich mit meiner Frau, mit meiner Familie, mit meiner Kunst und meinem Wienerwald. Aber es gibt eine Zeit, da lebt man, und es gibt zwei Ewigkeiten da existiert man nicht."