Haben Sie 2030 schon etwas vor?
Von Birgit Braunrath
Sie überlegen, sich einen Hund zu nehmen? Gute Idee! Nur: Schauen Sie vorher in Ihren Kalender, ob Sie in den kommenden 12 (noch besser: 16) Jahren eh nichts vorhaben.
Ungefähr so habe ich dieser Tage einer Frau geantwortet, die mir erzählte, dass sich ihre Söhne einen Hund wünschten, sie aber nicht sicher sei, ob dies aus ihrer Sicht – neben 50-Stunden-Job, Familie, Haus und Garten – eine gute Idee sei.
Die Frau starrte mich an: „Wie? Meinen? Sie? Das?“ – „So, wie ich es sage“, erwiderte ich, „es wird IHR Hund sein“.
„Aber nein“, versuchte sie mich (und vor allem sich) zu beruhigen, „beide Söhne haben versprochen, dass sie regelmäßig mit dem Hund Gassi gehen werden“.
„Ja, eh“, nickte ich wissend, „ich habe noch die krakelig-schriftliche Zusage meiner damals achtjährigen Tochter, sie werde jeden Tag vor der Schule mit Daria in den Park gehen. Leider kam es nie dazu. Einmal hat sie verschlafen, einmal regnete es, einmal musste sie noch die Hausübung fertig machen, einmal fand sie ihre Schuhe nicht. Und irgendwann war das Versprechen vergessen.“
„Sie werden das locker schupfen“
An dieser Stelle wurde die Frau hellhörig. „Reden Sie weiter!“, forderte sie mich auf. Ich erzählte ihr von Durchfallnächten, die Daria und ich im Freien verbracht haben; von Verstopfungsnächten, die wir in der Tierklinik verbracht haben; von der ewigen Sorge, eine gute Unterbringung zu finden, falls ich einmal weg fahre und Daria nicht mitnehmen kann; vom Mann, der vom Drei-Leute-Büro ins Großraumbüro wechselte und leider keinen Hund mehr mitnehmen kann; der in der Früh in Eile und abends zu müde für Hunderunden ist; vom Sohn, der in eine Studenten-WG zog und Daria ab und zu besucht; von der Tochter, die jetzt in eine Studenten-WG zieht und Daria hoffentlich auch besuchen wird; vom Job, der mir unlängst angeboten wurde – leider im Großraumbüro. Und dass Hunde niemals erwachsen werden und ausziehen.
„Aber wenn Sie Ihr Herz tatsächlich an die Hundeleine legen“, schloss ich, „werden Sie all das locker schupfen. Sie werden nie zulassen, dass der Hund leidet. Außerdem bin ich garantiert die Fitteste in der Familie. Niemand macht so viel Bewegung wie ich.“ Die Frau runzelte die Stirn und dachte nach. Dann murmelte sie: „Ich hätte nicht fragen sollen.“