HAK Mödling: Schulversuche helfen jetzt doppelt
Von Heinz Wagner
„Ich muss sagen, ein bisschen anstrengend und verwirrend ist das schon, dass wir keine Klarheit haben, wann und wie die Matura heuer stattfinden wird. Wir haben aber das Glück, dass wir in einem Schulversuch sind mit verkürztem ersten Semester und vorgezogener Reifeprüfung in einem Fach.“ Das berichtet Viktoria Pluy aus einer der Abschlussklassen der privaten Management HAK Plus Mödling (NÖ) der Vienna Business School (VBS) dem Kinder-KURIER. Sie ist auch gewählte Schulsprecherin.
Mit dem verkürzten Winter-, beginnt das Sommersemester gleich nach den Weihnachtsferien, womit der Jänner als Schularbeitsmonat dafür gewonnen ist. „So haben wir schon alle Schularbeiten hinter uns und waren mit dem Stoff auch schon vor den Corona-Maßnahmen fertig.“
In einem Fach schon im Herbst maturieren
Zu diesem Schulversuch gehört auch die Chance, in einem Fach mündlich schon im September, also bald nach Beginn der Abschlussklasse zu maturieren. Das gilt für jene Fächer, die nur vier Jahre unterrichtet werden wie Wirtschaftsinformatik, Recht Geografie, Geschichte. Einige davon starten üblicherweise erst ab der 2. Klasse, hier im Schulversuch schon ab der 1. Klasse, sind somit im vorletzten Schuljahr fertig, weswegen die Schüler_innen, die das wollen, in den Sommerferien lernen und im ersten Monat der Maturaklasse die vorgezogene Reifeprüfung in diesem Fach ablegen. „Aus meiner Klasse sind alle im September angetreten, aus dem gesamten Jahrgang nur zwei Jugendliche nicht. Die treten in Fächern an, die wir noch im Maturajahr haben, zum Beispiel Mehrsprachigkeit (Englisch und 2. Lebende Fremdsprache) oder Geografie.“ Theoretisch wäre sogar in solchen Fächern die vorgezogene Matura möglich, da müssten die betreffenden Schüler_innen aber zuerst noch über den Stoff der 5. Klasse Semesterprüfungen im September ablegen.
Laptop-Schule, da war die Umstellung nicht so enorm
Zurück zur Ungewissheit in Sachen Matura: Da meint Viktoria Pluy, „Für mich persönlich ändert sich vom Lernen her fast nichts. Ich hab nicht das Gefühl, dass ich umsonst lernen würde. Das Wissen kann man immer brauchen, immerhin will ich nachher studieren.“
Für sie und ihre Kolleg_innen ist auch die Umstellung auf Home-Schooling und eLearning kein so großes Ding, immerhin ist die VBS Mödling eine Laptop-Schule, ab der 2. Klasse arbeiten alle digital – auch bei analoger Anwesenheit in den Klassenzimmern.
„Über MS Teams und über die LMS-Plattform (Learning Management System) bekommen wir alle Arbeitsaufträge, um den Stoff zu festigen.“
Genügend, aber nicht zu viele Arbeitsaufträge
„Sind Sie als Schulsprecherin gerade in dieser außergewöhnlichen Situation viel gefragt von ihren Schülerinnen und Schülern?“
Viktoria Pluy: „Wir haben eine gemeinsam WhatsApp-Gruppe mit allen Klassensprecherinnen und –sprechern und noch eine kleine, weitere nur zu dritt – meine beiden Stellvertreter und ich. Über die Klassensprecher_innen kommen alle Anfragen damit auch an uns. Probleme sind keine an uns herangetragen. Nur die Ungewissheiten. Aber insgesamt sind nur positive Rückmeldungen gekommen, alle sind gut versorgt mit Arbeitsaufträgen und Übungsaufgaben. Aber keine Lehrerin und kein Lehrer machen zu viel Druck, alle haben genügend Zeit für ihre Arbeiten. Außerdem sind alle Lehrerinnen und Lehrer fast immer ansprechbar für Fragen.“
Direktorin: „So ein Glück – ja, die Lehrer/innen bemühen sich wirklich sehr!“
„Das verkürzte Winter- und verlängerte Sommersemester und die vorgezogene Reifeprüfung eines Faches schon im September hängen mit dem Schulversuch Neue OberSTufe (NOST), der ab 2014 begonnen wurde, zusammen“, so die Leiterin der Schule mit rund 500 Jugendlichen, Marina Röhrenbacher. Erstmals konnten hier in Mödling im Herbst 2015 Schüler_innen ein Fach vorgezogen abschließen, meist sind es die Wahlfächer. Im Schnitt ergreifen vier von fünf Maturant_innen diese Möglichkeit, so die Direktorin zum Kinder-KURIER.
Mit dem Schulversuch „vorgezogenes Ende des Wintersemesters in den Abschlussklassen“ wurde im vorigen Schuljahr begonnen. Dafür braucht es nicht nur die Zustimmung des SGA (Schul-GemeinschaftsAusschusses), sondern auch aller Betroffenen (Schüler_innen, Eltern, Schulerhalter) erklärt Röhrenbacher. „Aber er wird von den Schülern und Schülerinnen sehr positiv aufgenommen, obwohl natürlich das erste Semester schon sehr dicht ist, insbesondere im Maturajahr, weil ja die meisten im September auch noch die vorgezogene Reifeprüfung ablegen.“
Laptop-Klassen
Im Zweig Management HAK plus wird ungefähr in der Mitte der ersten Klasse auf Laptop umgestellt, im Zweig Management HAK Europa am Beginn der zweiten Klasse. In der Handelsschule gibt es keine Laptop-Klasse, aber hier sind die Schüler_innen oft in den EDV-Sälen sowie im Praxisraum und im Büro der Übungsfirmen. Drei davon gibt es und dazu ein spezielles Cisco-Labor für den Ausbildungsschwerpunkt Management für Webtechnologien und Netzwerktechnik – und natürlich Office Management und Wirtschaftsinformatik.
Übrigens: Die VBS Mödling wird jährlich vom Ministerium im E-Learning-Bereich zertifiziert (immer wieder neue EDV-Projekte) und darf sich daher eLearning-Expert-Schule nennen.