Kassenbeleg: Bäcker macht sich über Rechnungsberg lustig
Von Anita Kattinger
Was Österreich zum Jahreswechsel vor vier Jahren einführte, vollziehen unsere deutsche Nachbarn in wenigen Wochen: Ab kommenden Jahr sind Kassenbelege Pflicht – ob der Kunde will oder nicht. In Österreich wurde mit der Registrierkassenpflicht per 1. Jänner 2016 auch die Pflicht eingeführt, für jeden Kauf einen Beleg entgegenzunehmen.
In Deutschland tritt die Pflicht zur Ausgabe eines Belegs zum 1. Januar 2020 in Kraft. Zum Unmut vieler Kleinunternehmer, ein Facebook-Postings des deutschen Bäckers Michael Tenk geht derzeit viral: Zu sehen ist ein Kassazettel-Berg am Boden vor der Vitrine der Bäckerei Tenk-Bomkamp. Im Begleittext zu dem Foto schreibt der Bäcker:
"Guten Morgen Politiker des Landes und des Bundes, gestern und heute morgen liefen unsere Bondrucker, das hier wurde liegen gelassen. Sondermüll. Eigentlich wollte ich morgen die Aktion fortsetzen, aber ich möchte meinen Kindern eine nicht noch schlechtere Erde hinterlassen."
Das Wut-Posting ist bereits mehr als 3000 Mal geteilt worden.
Zahlreiche Nutzer kommentieren das neue Gesetz der Bundesregierung: "Ich dachte, eigentlich ist es eine gute Sache, dass man gefragt wird, ob man einen Bon braucht und er dann auch nur ausgedruckt wird. Aber das kommende Gesetz macht das ja mal wieder zunichte."
In einem Interview mit dem Stern echauffiert sich der Bäckermeister über das neue Gesetz: "Ich bin Bäcker und kein Bürokrat." Die Verpflichtung sei ökologischer Irrsinn, bestünden die Kassenzettel doch aus Spezialpapier, für das extra Chemikalien verwendet würden. Der Unternehmer aus dem Münsterland rechnet mit Zusatzkosten von bis zu 1.000 Euro im Jahr.
Die wichtigsten Eckpunkte des deutschen Gesetzes:
- Der Beleg kann elektronisch oder in Papierform ausgestellt werden
- Der Kassenzettel muss direkt nach dem Einkauf erstellt werden
- Eine Pflicht zur Mitnahme des Bons besteht nicht
Der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks unterstützt seinen Kollegen: Laut des Berichts der Verband damit, dass alleine die Bäcker fünf Milliarden Kassenzettel für den Mistkübel ausstellen werden, weil Kunden sie nicht wollen.
Auf prominenten Besuch wartet der Bäcker noch: Er hat Gesundheitsminister Jens Spahn eingeladen. "Ich habe ihn angeschrieben, da er aus der Gegend stammt. Der kennt ja die für das Gesetz verantwortlichen Minister, vor allem Olaf Scholz. Vielleicht kann er ja darauf einwirken, dass es noch aufgeschoben wird."