Faszination backen: Warum nur vier Zutaten glücklich machen
Von Ingrid Teufl
Mehrere Zutaten zu einem Teig verrühren. In eine Form füllen. Die Rührschüssel ausschlecken. Beobachten, wie sich die Masse im Backrohr in einen flaumigen Kuchen verwandelt. Riechen.
Nichts macht Ilse König so gute Laune, wie das Backen eines Kuchens: „Es war immer schon meine große Liebe. Es ist immer wieder faszinierend, dass dabei alle Sinne berührt werden und es mit dem ganzen Körper etwas macht“, sagt die 70-Jährige.
Emotional anregend
Heimelig, sinnlich, entspannend, voller Kindheitserinnerungen – wenn es ums Backen geht, bleibt kaum jemand emotional unberührt. Ilse König schon gar nicht. „Es gibt kaum etwas, wo man so schnell und mit so wenigen Zutaten ein Erfolgserlebnis hat“, schwärmt sie.
Einfach und bewährt statt kompliziert
Macarons, Cupcakes oder andere Modeerscheinungen, die sich dank schöner Fotos in den sozialen Medien blitzschnell verbreiten, findet man bei König eher nicht. Sicherlich macht es auch glücklich, etwa bei zarten französischen Macarons die richtige Mischung aus feinstem Zucker, Mandelmehl und Buttercreme rauszukriegen. Das muss aber nicht sein, findet König. „Man glaubt immer, es muss etwas Besonderes gemacht werden.“
Dabei sind es meist einfache, bewährte Rezepte aus der Familie oder von Freunden, die den größten Genuss bringen. „Man kann schon aus nur vier Zutaten etwas ganz Wunderbares machen.“ Die da wären: Mehl, Eier, Zucker und natürlich Fett.
Backen wie die Französinnen
König orientiert sich gern an den Französinnen: „Sie stellen sich am Sonntag auch nicht drei Stunden hin sondern machen eine schnelle Tarte aus Mürbteig, die mit Obst und Mandeln belegt wird.
Soll etwas Aufwändigeres aufgetischt werden, holt man es sich in Frankreich aus der Patisserie.“ Diese Regel funktioniert auch in Österreich: „Ein Marmorkuchen ist schneller gemacht, als irgendwo hinzufahren.“
Kuchen als Liebesbeweis
Vor allem in Österreich und Deutschland hat der Kuchen, vor allem selbst gemachter, viel mit Familie und zuhause zu tun. Das hat die Japanerin Satsuki Sakuragi während eines Auslandsjahres in Deutschland festgestellt. Dank der Kulturwissenschaftlerin ist dem Kuchen nun sogar eine Dissertation gewidmet: „Vom Luxusgut zum Liebesbeweis – Zur sozialen Praxis und symbolischen Bedeutung des selbst gebackenen Kuchens“.
Der Kuchen als Kulturgut, so hat man Omas Sonntagskuchen, für den sie das „gute Service“ hervorholte, vielleicht noch gar nicht gesehen. Und irgendetwas ist da dran, findet Christina Bauer. „Mit Gebackenem wird immer auch etwas mittransportiert.“
Ob das nun die Zuwendung ist, die Kinder und Enkel bei einem Stück selbst gebackenem Kuchen spüren. Oder die Aufmerksamkeit, über die sich die Kollegen freuen, wenn man den am Vorabend zuhause gebackenen Kuchen mit ihnen im Büro teilt.
Ausgleich vom Beruf
In ihren Kursen und durch die Leserinnen ihrer Backbücher hat die 31-jährige Bäuerin aus Salzburg festgestellt, dass Backen für viele Berufstätige ein Ausgleich ist. Daher ist ihr die Einfachheit ihrer Rezepte wichtig. „Die Zutaten dafür müssen leicht verfügbar sein und die Rezepte müssen gut gelingen.“
Auch ihre Erfahrungen zeigen, dass weniger Aufwand beim Backen meist mehr ist. „Die Einfachheit gibt Sicherheit, das lässt sich gut nachbacken. Viele wollen etwas machen, das gut ausschaut, das sich aber nicht gut nachbacken lässt.“
Vom Hobby zum Back-Profi
Die zweifache Mutter, die mit ihrem Mann im Vollerwerb 15 Kühe, 25 Jungtiere und auch noch Schafe betreut, wurde eher zufällig zur Kochbuchautorin und Kursleiterin. Initialzündung war die Veröffentlichung ihrer Rezepte auf Facebook vor vier Jahren. „Backen war für mich Hobby, Spaß und Ausgleich.“
Über die Dynamik, die daraus entstand, wundert sie sich noch immer. „Aber dass ich andere mit meinen Ideen begeistern kann, ist eine große Motivation.“ Gehen ihr manchmal die Ideen aus? Nein, sagt Christina Bauer. „Ich arbeite viel mit Grundrezepten und manche Elemente kommen immer wieder. Da tauscht man eine Zutat aus und hat ein Kuchen, der völlig anders schmeckt.“