Leben/Essen & Trinken

Dritter Michelin-Stern für ein österreichisches Lokal

Im Vorfeld wurde gemunkelt, jetzt ist es fix: Juan Amador, deutscher Spitzenkoch mit spanischen Wurzeln, wird mit seinem Döblinger Restaurant Amador mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnet.

Die Freude ist groß, die Überraschung relativ: Insider hatten auf Amador getippt und waren zugleich sicher, dass es für den ewigen Favoriten, das kulinarische Hochamt Steirereck, auch diesmal bei „nur“ zwei Sternen bleiben werde (kleiner Trost: Auch Schriftsteller Philip Roth hat nie den Nobelpreis bekommen).

Am Mittwoch wurde diese Prophezeiung bei der Vorstellung des Guide Michelin Main Cities of Europe bestätigt.

Für Österreich ist der dritte Stern eine Premiere, für Amador selbst nicht. Bereits seinem Restaurant Amador in Frankfurt wurden 2008 drei Michelin-Sterne verliehen. 2016 eröffnete der mehrfach Ausgezeichnete sein Amador in Wien-Döbling, das mit zwei Michelin Sternen geehrt wurde. Seit 2018 ist das Lokal an der Grinzinger Straße Mitglied der exklusiven Hotel- und Restaurantvereinigung Relais & Châteaux.

Amador, der einst mit seinen Interpretation von Molekularküche berühmt wurde, gab sich in Wien zunächst betont bodenständig und nannte sein Lokal „Amadors Wirtshaus“– samt Greißlerei. Mittlerweile ist die Greißlerei Geschichte. Und die Bodenständigkeit ist aus dem Namen verschwunden (es heißt jetzt „Restaurant“), nicht aber aus Amadors Einschätzung zu seinem Beruf: Auf die Frage, ob ein Spitzenkoch ein Künstler sei, antwortete er unlängst im KURIER-Interview: „Unsere Kunst ist vergänglich, das ist keine Kunst. Das ist vielleicht eine Performance, aber das war’s dann auch schon.“

Beleibtes Manderl

Für Nicht-Spezialisten: Ein Stern ist keine Gabel und schon gar keine Haube. Und ja, wen das Wort Michelin an beleibte weiße Männchen erinnert, der hat recht: Es war zunächst die Touristik-Abteilung des Reifenherstellers Michelin, die ab dem Jahr 1900 via Guide Michelin Sterne an hochwertige Restaurants verlieh. Mit Gabeln zeichnet der Genuss-Ratgeber Falstaff Qualität aus, mit Hauben der Restaurantführer Gault&Millau.

Einen eigenen Michelin-Guide gibt es für Österreich übrigens nicht mehr. Ihre Sterne-Wertungen geben die Michelin-Tester jedes Jahr in den „Main Cities of Europe“-Bewertungen bekannt. Verzeichnet sind darin nur Salzburg und Wien, 2018 mit sieben Zweisterne-Restaurants und zwölf Einsterne-Restaurants vertreten.

Erstmals zum Zweisterner gekürt wurde 2018 Konstantin Filippou. Außerdem mit zwei Sternen ausgezeichnet wurden in Wien die Restaurants Mraz & Sohn, Silvio Nickol, das Steirereck im Stadtpark sowie Amador und in Salzburg die Restaurants Ikarus und Senns. Sie alle behielten auch heuer ihre zwei Sterne, bis auf Amador, der einen Stern zulegte . Fabian Günzel (aend) durfte sich 2019 über seinen ersten Stern freuen.

Dass man die Bewertungen der laut Unternehmensangaben 85 grenzüberschreitend tätigen Tester ernst nehmen darf, aber nicht zu ernst nehmen muss, zeigt ein kleiner Fauxpas aus dem Jahr 2018, wo sich ein Lokal aus dem österreichischen Kleinwalsertal in den deutschen Guide verirrte. Für Polemik sorgte in der Vergangenheit auch, dass ein bewertetes Restaurant zum angeblichen Test-Zeitpunkt noch gar nicht geöffnet hatte.

>> Hier geht es zur Karte des aktuellen achtgängigen Menüs (235 Euro ohne Getränke)