Leben/Essen & Trinken

Die Leibspeisen der deutschen Kanzler und der Kanzlerin

Unsere Nachbarn wählen Sonntagabend den 19. Deutschen Bundestag – Kanzlerin Angela Merkel stellt sich zur Wiederwahl. Der deutsche Essenslieferdienst Deliveroo hat einen Menüvorschlag für all jene erstellt, die noch keine Idee für das heutige Abendessen haben – die kulinarischen Vorlieben der sieben Bundeskanzler und der Kanzlerin seit 1949 sind gut dokumentiert:

Konrad Adenauer (Kanzler von 1949 bis 1963): Rheinischer Apfelpfannkuchen

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Wenige wissen, dass der erste Kanzler der Bundesrepublik im Bereich der Kulinarik durchaus fachkundig war: Der Jurist war während des Ersten Weltkriegs für die Versorgung der Stadtbevölkerung mit Lebensmitteln zuständig.

So erfand der Enkel und Urenkel einer Bonner Bäckerfamilie als Ersatzprodukt für Getreide und Erdäpfel das "Kölner Brot" – dieses bestand aus Reis- und Maismehl, Topinambur, Graupen und Kleie (Schalenrückstände von Getreide, das als Futtermittel verwendet wurde). Am 2. Mai 1915 reichte er für sein "Rheinisches Schwarzbrot" sogar ein Patent ein, genauer gesagt lief das Patent auf das vom ihm entwickelte "Verfahren zur Herstellung eines dem rheinischen Roggenschwarzbrot ähnelnden Schrotbrotes": Das Rezept basierte auf den Einsatz von Maismehl.

Veganer sollten Adenauer übrigens huldigen, denn der Kanzler gilt als Erfinder der vegetarischen Wurst: Die Friedenswurst aus dem Jahr 1916 war ein Fleischersatz auf Sojabasis und Gewürzen. Der Patentantrag wurde wegen eines Formfehlers in Deutschland allerdings nicht anerkannt, dafür in anderen Ländern wie England und Österreich.

Der Kölner konnte dank seiner Restlverwertung die Folgen des Hungerwinters 1916/17 zwar mildern, dennoch verliehen sie ihm den Spottnamen "Graupenauer". Er selbst liebte übrigens sogenannte "Apfelpfannkuchen", dabei werden tatsächlich Apfelstücke in eine Palatschinken-Masse untergehoben und der Teig in der Pfanne herausgebacken. "Die ess ich am liebsten ganz frisch aus der Pfanne", meinte der Kanzler, als er sich einst am Herd inszenierte.

Ludwig Erhard (Kanzler von 1963 bis 1966): Linsensuppe mit Würstchen

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Der große Gastro-Kritiker Wolfram Siebeck mokierte sich zu Lebzeiten über das Lieblingsgericht von Ludwig Erhard. Das Arme-Leute-Gerichte soll ganz klassisch aus Linsen, Karotten, Knollensellerie, Lauch, Öl, Speck, Erdäpfel, Salz, "Würze", Essig und Würstchen, also Würsteln, bestanden haben. Trotz Beigabe von "Würze" ist Siebeck aus seiner Heimat nicht ausgewandert – allerdings trat Erhard nach nur drei Jahren zurück.

Kurt Georg Kiesinger (Kanzler 1966 bis 1969): ?

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Der höchst umstrittene und wegen seiner NS-Vergangenheit gern vergessene Kanzler Kurt Georg Kiesinger ist kulinarisch gesehen ein unbeschriebenes Blatt. Wenn der bei Tisch zu laut wurde, soll er von seinem autoritären Vater auf das Zimmer geschickt worden sein. Ob es etwa Maultaschen oder Spätzle gab, ist nicht überliefert.

Willy Brandt (Kanzler von 1969 bis 1974): Erdäpfelpuffer mit Preiselbeeren

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Jedes Land kennt seine Version von Erdäpfelpuffer – der Lübecker Politiker aß diesen am liebsten mit einer Zutat, die wir wohl zu Schnitzel kombinieren würden: Wollte sein Chefkoch Eugen Fuchs dem vierten Bundeskanzler eine Freude machen, soll er ihm Erdäpfelpuffer mit Preiselbeeren serviert haben. Dieser tischte anspruchsvollen Gäste im Salon des Kanzlers gerne Kaviar und Lachs auf.

Helmut Schmidt (Kanzler von 1974 bis 1982): Erbsensuppe

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Der Sohn eines Lehrer-Ehepaars nannte stets eine einfache Erbsensuppe als sein Lieblingsessen: Diese gab es alle zwei Wochen und wurde ihm von der Kantine an den Schreibtisch gebracht.

Helmut Kohl (Kanzler von 1982 bis 1998): Pfälzer Saumagen

Wie kann es auch anders sein – das politische Schwergewicht aus Rheinland-Pfalz ließ sogar Staatsgästen wie Margaret Thatcher, Ronald Reagan, Bill Clinton oder Francois Mitterand Pfälzer Saumagen servieren: Der Saumagen soll einst ein Restlessen gewesen sein und besteht aus eine Masse von Schweinefleisch, Zwiebel, Erdäpfel und Gwürzen, die in Mägen oder Därme gefüllt und anschließend in heißem Wasser gegart wird. Dazu mundet ein trockener Weißwein wie ein Riesling.

Gerhard Schröder (Kanzler von 1998 bis 2005): Currywurst

Die Deutschen und dieCurrywurst: Gerhard Schröder soll eins in einem Interview mit einem Frauenmagazin erzählt haben, dass er sich in Berlins Würstelstand-Szene besonders gut auskennt. "Ich kenne in Berlin so ziemlich alle Currywurstbuden, das gebe ich zu." Bei der prominenten Bude Bier’s Kudamm 195 wurden sowohl Gerhard Schröder als auch Angela Merkel bereits gesichtet.

Angela Merkel (Kanzler von 2005 bis ?): Kartoffelsuppe und Königsberger Klopse

Die deutsche Bundeskanzlerin schätzt die bodenständige Küche – in unserer hitzigen Zeit müssen Politiker das fast schon sagen. Besonders gerne tischt Merkel ihren Gästen eine Erdäpfelsuppe, die Deutschen sagen freilich Kartoffelsuppe, auf. Erst vor kurzem gab die Kanzlerin in einem Interview das Geheimnis ihrer Suppe preis: "Ich zerstampfe die Kartoffeln immer selbst mit einem Kartoffelstampfer und nicht mit der Püriermaschine. So bleiben in der Konsistenz noch immer kleine Stückchen übrig."

Weiters schätzt Merkel Königsberger Klopse – eine deftige Spezialität aus Ostpreußen bestehend aus gekochten Fleischklößen, Kapern und Sauce und mit Salzerdäpfel oder Püree.