Übergewichtige Touristen: Neues Limit auf Venedigs Gondeln
Von Lisa Stepanek
Venedigs Gondelführer haben jetzt angekündigt, die Passagieranzahl auf ihren Gondeln zu verringern. Schuld sei die "vermehrte Last übergewichtiger Touristen", berichtet The Guardian am 21. Juli. Auf einer gondola da nolo, welche die klassische Kanaltour bedient, ist das neue Limit fünf statt vormals sechs Personen. Die gondola da parada, die meist den Großen Kanal kreuzt, nimmt ab sofort nur noch 12 statt 14 Passagiere mit.
"Es stimmt, dass, verglichen mit vor 10 oder 15 Jahren, Touristen heute etwas mehr wiegen", sagt Andrea Balbi, Präsident des Gondelführer-Verband in Venedig, dem Guardian. "Anders als in einem Lift, wo es eine klare Markierung gibt, die sagt 'nur 6 Personen oder Maximalgewicht', haben wir keine Waage, also reduzieren wir die Anzahl der Passagiere."
Zu schwere Ladung führt dazu, dass Wasser in das Boot eindringt, sagt Balbi. Außerdem sei die gondola da nolo ursprünglich überhaupt nur für fünf Personen gebaut worden. Raoul Roveratto, Verbandspräsident der Ersatz-Gondelführer, verwendete im Interview mit der Zeitung La Repubblica noch deutlichere Worte: "Touristen sind jetzt übergewichtig." Es sei laut ihm "gefährlich, mit über einer halben Tonne Fleisch an Bord voranzukommen".
Die Maßnahme wurde gleichzeitig damit angekündigt, dass der Nachwuchs von Gondelführern jetzt die begehrte Lizenz ihrer Väter übernehmen können, ohne eine theoretische Prüfung ablegen zu müssen. Diese inkludierte unter anderem auch das Erlernen von Geschichte und Fremdsprachen. Die einzige Voraussetzung wird ab sofort sein, dass sie die Gondel steuern können und vier Jahre Erfahrung mitbringen. Obwohl sich jeder als "Gondoliere" bewerben kann, geht es darum, das Handwerk zu bewahren. Der Beruf, eine Säule der alten Stadt seit 1094, zählt heute 433 Gondelführer und 180 Ersatz-"Gondoliere".