Leben/Reise

Raufgehen, runterkommen: Wandern und Meditieren in Leogang-Saalfelden

Plop. Plop. Plop. Der Wald tropft, es regnet seit Stunden. Wandern wir, waten wir? Einerlei. Weil jeder Schritt auf dem weichen Waldboden nach Erde duftet, die Luft würzig schmeckt, das Atmen leicht fällt und trübe Gedanken verscheucht. Endlich wieder heroben! Und da ist er wieder, jener Satz, der die Sehnsucht nach ein paar Tagen in den Bergen zusammenfasst: „In den dunsterfüllten Niederungen unseres täglichen Lebens haben wir unseren Zusammenhang mit Sternen und Sonnen vergessen.“ Hier oben fällt er uns wieder ein. Inmitten der Almwiesen, Wälder und Felsen der Region Leogang-Saalfelden.

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Die kleine Tour endet im Hotel Forsthofalm, das auf 1.050 Meter Seehöhe in Alleinlage liegt. Das Haus wurde in ökologischer Bauweise errichtet, 210.000 Buchenholzdübel halten die Massivholzwände aus mondgeschlagenem Holz zusammen. Vom Zirbenbett aus, durchs Panoramafenster, offenbart sich der freie Blick auf die Natur – auch eine Art, zu meditieren. Apropos: Das „Mountain-Life-Programm“ des Hauses inkludiert Yoga und Meditationen, auch frühmorgens.

Wiese, Kuh – und sonst nichts

Und während die Wanderschuhe in der Ecke des Zimmers trocknen, zeigt der Blick nach draußen, dass es doch noch aufreißt. Blitzblaues Loch inmitten grauer Wolken – Himmelsmalerei. Die bizarren Kalkfelsen der Steinberge werden in ein mythisch-bizarres Tiefrosa getaucht, die Grasberge wirken auf einmal surreal – knallgrün, mit Nuancen von Gelb, Gold und Orange. Wenig später wird am großen Holztisch gegessen, während drinnen der Kamin flackert und draußen die Natur mit dem Farbpinsel immer noch herumzaubert. Biologische Zutaten, Kräuter, Demeter-Weine, dezente Lounge-Musik als Tagesausklang. Geschlafen wird früh – und tief.

Am nächsten Morgen ein Wechselspiel aus Sonne und Wolken, es duftet nach Wiese, eine Kuh muht. Sonst nichts. Die Klangschalenmeditation um 7.30 Uhr ist ein guter Moment, um zu schauen, was ist. Gedanken, die wie Wolken vorbeiziehen sollten, so die Yoga-Lehrerin. Hm, schwierig, so viele Wolken, und alle wollen irgendwas. Also doch lieber wieder losgehen – weil die Natur der beste Ort ist, um „bei sich“ zu landen. Saalfelden-Leogang ist eines der größten Wandergebiete Österreichs. Das Motto „Einfach wandern“ will zum Innehalten und Besinnen auf das Hier und Jetzt anregen. Etwa mit Waldschaukeln, in die sich Wanderer legen können, um in die Baumwipfel zu schauen und vielleicht neue Perspektiven zu entdecken.

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Planlose Stille, zielloses Gehen

Die Sonne scheint, der Weg führt entlang des Schwarzleobaches durch das idyllische Tal. Das Wasser gluckert und rauscht – alles bewegt sich, kommt und geht. Kaum Menschen, hie und da ein Auto, das Richtung Schaubergwerk fährt, als Ausgangspunkt für Wanderer, die auf das 2.044 Meter hohe Spielberghorn bei Fieberbrunn (stimmt, das ist dann schon Tirol) wollen oder zur Lindlalm, die für ihre „Almwuzel“ bekannt ist – Kaiserschmarrn von der Seniorchefin Resi. Aber sonst?

Planlose Stille, zielloses Gehen, schauen, was kommt: ein Aufstieg? Links oder rechts? In den Wald, über Wiesen? Mal sehen. Im Schwarzleotal wandelt man auf den Spuren des vorgeschichtlichen Bergbaus, die mittelalterlichen Stollen wurden für Besucher zugänglich gemacht und sind für Kinder eine Attraktion (vorläufig gesperrt). Plötzlich zweigt ein recht steiler Weg ab, Richtung Asitz, den „Berg der Sinne“. Es wird noch stiller – in der Natur, im Kopf, der Wald vermittelt das Gefühl, geborgen und umfangen zu sein. Und wie morgens beim Yoga wird tief geatmet – aber hier dann doch eher geschnauft. Das Gehen wechselt zwischen Kontemplation und Wann sind wir endlich da?. Irgendwann die Belohnung, oben, im Sinne-Park, wo etwa dreißig Stationen Erwachsene und Kinder durch die Welt der Sinne führen, mit Lauschinsel, Barfußweg oder einem Kräutergarten, in dem Heilpflanzen und Küchenkräuter wachsen. Nichts hier ist schrill, auch an den „stillen Wassern“ des Speicherteichs gilt die Idee des Zur-Ruhe-Kommens. Der Blick reicht weit – im Panorama die Kitzbüheler Alpen, die Loferer und Leoganger Steinberge sowie die Berchtesgadener Alpen. Nun geht’s über die Grasberge wieder zurück zum Ausgangspunkt Forsthofalm. Gelandet – müde, glücklich, hungrig. Zum Dessert zeichnet die tief stehende Sonne erneut ein pathetisches Bild aus Schatten, Licht und Kontrasten. Es kommt mit in den Rucksack, auf den Weg ins Reich der Träume.

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Klimaneutrale Anreise
Mit der Bahn: Der  Railjet fährt ein  Mal am Tag direkt von Wien nach Saalfelden (4:35 Std.)

Unterkünfte
– Forsthofalm, ca. 169 €/P/HP, forsthofalm.com
– Mama Thresl, ca. 148 €/Z/N, mama-thresl.com – Puradies, ab 130 €/P/N, puradies.com
 – Bergdorf Priesteregg, Chalets ab 276€/P/N, priesteregg.at
– Biohotel Rupertus, ca. 118€/P/N, rupertus.at
 – Bio-Erbhof Kleintödling, ab 40 €/P/N, biohof-kleintoedling.at
–  Biohof Herzoghof (Kräuterkurse!), 33 €/P/N
Für alle Unterkünfte: Genaue Preise auf Anfrage

Spezielle Wander- und Ausflugstipps
– Weg der Stille von einer der letzten bewohnten Eremitagen („Einsiedelei“) bis zur Steinalm
 – Saalachtaler Höhenweg Ost/West, mit fantastischem Blick über die Berge
 – Wanderung zum „Lettlkaser“, durch kontrastreiche Landschaft zu einer kleinen Almhütte mit urigen Speisen

Auskunft
saalfelden-leogang.com