Netflix-Hit "Die Schlange": Das war der Hippie-Trail
Von Daniel Voglhuber
Charles Sobhraj terrorisierte in den 1970ern westliche Touristen in Südostasien - er vergiftete sie und raubte sie aus. Die Geschichte des Serienmörders und Hippie-Hassers mit dem Beinamen "Bikini-Killer" wurde nun von Netflix für die Serie „Die Schlange“ verfilmt.
Ausgangspunkt der Serie ist Thailand, das vor 50 Jahren zu einem Traumziel für junge Menschen geworden ist. Es war eine der Endstationen des Hippie-Trails von Europa nach Asien. Neben Palmen und Meer hofften die Reisenden, dort den Sinn des Lebens zu erfahren. Oder wenn die Erleuchtung noch nicht kommen sollte, zumindest eine schöne Zeit oder einen ordentlichen Drogenrausch.
Der Hippie-Trail war eine Reiseroute von Europa weg zu Sehnsuchtszielen der Blumenkinder. Bevorzugte Ziele waren Teheran im Iran, Kabul in Afghanistan und Kathmandu in Nepal. Goa in Indien und Bangkok in Thailand gehörten zu den beliebtesten.
Und möglichst günstig sollte das Hinkommen sein. Viele reisten per Anhalten. Es gab aber auch streckenweise günstige Busverbindungen. Und natürlich setzten sich ein paar in ihre Busse (wie dem VW-Bulli) oder die mit besonders widerstandsfähigem Sitzfleisch bretterten auf Motorrädern über die Steinpisten.
Nicht alle sehen das Reisen als Weg der Erkenntnis. „Wenn man ehrlich ist, waren wir damals eigentlich Massentouristen, die einfach anders reisten. Man war immer auf der gleichen Route unterwegs, man traf auch immer die gleichen Leute“, erinnert sich Detlef Fritz. Autor des Buchs „Hippie-Trails: Reiselegenden und ihre Geschichte“, der einst selbst auf dem Hippie-Trail reiste, im Gespräch mit Travelbook. Unter den Reisenden war etwa auch der spätere Apple-Guru Steve Jobs.
Im Pudding Shop getroffen
Erfahrungen tauschte man in bekannten Unterkünften und Hotels aus wie dem Pudding Shop in Istanbul oder dem Amir Kabir in Teheran.
In den 1960ern wollten viele Touristen eigentlich noch weniger weit weg. Ibiza und Marokko waren ihren bevorzugten Destinationen. Doch dort wurde es den Regierenden ob der vielen bunten Menschen zu bunt. Marokko etwa verschärfte wegen der vielen Reisenden Ende der 1960er die Einreisevorschriften.
Der deutsche Veranstalter Rotel Tours führ übrigens schon 1962 erstmals auf dem Hippie Trail nach Indien. "Und damit zehn Jahre vor dem Erscheinen der Backpacker-Bibel „Der billigste Trip nach Indien, Afghanistan und Nepal“ von Robert Treichler", berichtete die Welt. Und auch schon sechs Jahre, bevor die Beatles den Ashram des Guru Maharishi Mahesh Yogi in Indien besuchen, wodurch das Land ein noch viel größeres Sehnsuchtsziel wurde, das es eh schon war.
Nüchtern war man jedenfalls nicht immer. Detlef Fritz erinnert sich: „Drogen spielten ehrlicherweise auch eine Rolle. Haschisch spielte damals auf der Route die gleiche Rolle wie heute auf dem Ballermann die Sangria.“
Haschisch und Heroin
Was heute undenkbar wäre, in Afghanistan ließen es die jungen Menschen krachen. "Abenteurer, Kiffer und Junkies. Kabul galt als "Hippie-Highway", der Kilopreis für Haschisch der Sorte "Schwarzer Afghane" lag 1972 bei gerade mal 123 Mark. Auch harte Drogen wie Heroin waren überall zu haben. Und so kehrten manche der jährlich rund 70.000 Ausländer nie zurück", schrieb etwa der Spiegel einmal.
Ender der 1970er war auf jeden Schluss auf der Route entlang der alten Seidenstraße. 1979 kam es zu Islamischen Revolution und die Sowjetunion marschierte in Afghanistan ein.
Der Hippie Trail wurde zum Mythos. Auch heute sind noch viele junge Backpacker in Asien auf Sinnsuche (oder auch auf der Suche nach spektakulären Partys).
Und nach ihrer Hippie-Trail-Reise haben Tony und Maureen Wheeler 1973 ein Buch veröffentlich: Es war die erste Ausgabe des "Lonely Planet", dem bekanntesten Reiseführer der Welt.