Abgedreht: Martin Apolin macht Physik via Youtube leicht verständlich
Von Ute Brühl
Manches in der Physik lässt sich in einem Video einfach anschaulicher erklären als in einem Buch. Das weiß Martin Apolin als Pädagoge natürlich. Und dennoch hat er sich bislang nur auf das Bücherschreiben verlegt. „Videos zu drehen, ist eigentlich nicht so mein Ding. Da bin ich aus der falschen Generation“, sagt der 56-Jährige.
Doch dann kam Corona und brachte Bewegung in Martin Apolins Leben – und auch in seine Erklärungen. „Ich hatte gerade mein Buch über die Himmels-Körper geschrieben, das dann richtiggehend ins Pandemie-Loch fiel, sodass ich keine Lesungen machen konnte. Da bat mich der Verlag, ein Promotionvideo zu drehen.“
Und plötzlich begann er, nicht nur Bücher zu schreiben, sondern auch Videos zu drehen. Zuerst für Focus Online, dann für Terra Mater. Die Idee, solche Videos auch für seine Schülerinnen und Schüler zu machen, lag da nahe.
20 Videos pro Jahr
Jetzt dreht Martin Apolin 20 Videos pro Jahr, in denen er den wichtigsten Physikstoff der Oberstufe erklärt. Das Projekt soll zumindest einmal vier Jahre lang laufen.
Bis dahin sollen seine Erklär-Sequenzen alle via Youtube zu sehen sein. Sechs Videos hat er auf seine Seite Apolins Physik-Universum bereits hochgeladen – alle zwei Wochen kommt ein neues Kapitel hinzu.
Für alle Diätwilligen – aber wohl nicht nur für die – erläutert er zum Beispiel, wie das Zu- und Abnehmen aus physikalischer Sicht funktioniert. In dem Video erfährt man auch, wie viel jemand laufen muss, wenn er ein Kilogramm reines Fett verbrennen will. „Das kann man natürlich nicht ganz genau berechnen – auch, weil jeder Organismus anders ist“, sagt Apolin. „Doch man kann sehr schnell die Größenordnungen mit Hilfe der Fermi-Rechnungen herausfinden.“
Überhaupt haben es ihm die Fermi-Rechnungen angetan: „Die gefallen mir, weil man sehr schnell ein Gefühl für Dimensionen erhält“, sagt der Physiker. In seinen Videos erfährt man so zum Beispiel, dass das menschliche Herz während eines Lebens rund 3 Milliarden Mal schlägt. Oder auch wie viele Atome es im gesamten Universum gibt. Antwort: 10 hoch 80 – also eine 1 mit 80 Nullen hinten dran. Auch auf die Frage nach der Fett-Verbrennung hat er eine Antwort: „Eine 70 Kilo schwere Person muss 100 Kilometer weit laufen, um ein Kilo Fett abzunehmen.“
Pfeile und Kugeln
Sehr anschaulich vermittelt er seinen Schülerinnen und Schülern in so einem Kurzfilm auch das Unabhängigkeitsprinzip. Wer vergessen hat, was das ist, dem stellt Martin Apolin eine Aufgabe: „Ich lasse eine Kugel senkrecht zu Boden fallen, eine weitere, die gleich groß und gleich schwer ist, schieße ich mit einer Kanone horizontal ab: Welche Kugel kommt früher auf dem Boden an?“
Wer jetzt seinem Gefühl vertraut, antwortet wohl: „Die erste Kugel.“ Ein Irrtum, erläutert der Physiklehrer: „Beide landen gleichzeitig, denn die Horizontalbewegung beeinflusst die Vertikalbewegung nicht – das nennen wir das Unabhängigkeitsprinzip.“
Dieses mache es auch so schwierig, einen Pfeil auf lange Distanz genau ins Ziel zu treffen. Wem das jetzt nicht anschaulich genug war, der kann sich ja das Video anschauen.ute brühl