Die perfekte kühle Blonde Rosamund Pike
Von Daniel Voglhuber
Es hätte wohl keine perfektere Besetzung für die Bösewichtin im Netflix-Hit "I Care a Lot" gegeben als Rosamund Pike. Akkurat geschminkt, zackiges Auftreten mit blondem Bob und schneidigem Hosenanzug, süffisantes Grinsen und trotzdem kühle Distanziertheit. Nach außen hin würde man ihr zwar nichts Böses zutrauen, doch hinter der schicken Fassaden verbirgt sich Abgründiges. Und auf so etwas scheint die Britin spätestens seit David Finchers "Gone Girl" spezialisiert.
Als Marla Grayson kümmert sie sich in "I Care a Lot" um wehrlose Senioren, die der Staat für unfähig erklärt hat, für sich selbst zu sorgen. Und sie erleichtert ihre Schützlinge so um ihre Ersparnisse. "Fair spielen und Angst haben, bringt dich nirgends hin. Und ich möchte reich sein. Ich möchte Geld wie einen Knüppel verwenden, so wie es reiche Leute tun“, sagt sie etwa, ohne mit der Wimper zu zucken. Berechnend und nicht fair spielend war sie auch in "Gone Girl". Dort macht sie als vordergründig herzallerliebste Frau, die von ihrem Ehemann (von Ben Affleck verkörpert) hintergangenen wird, diesem (und noch einigen anderen) das Leben zur Hölle.
Und weil Pike das so gut gemacht hat, hat sie auch den Golden Globe für die Darstellung als Marla Grayson bekommen. Für "Gone Girl" war sie für den Oscar nominiert.
Sie kann auch explodieren
In einem Interview mit News sagte sie einmal: "Ich lache sehr gern. Aber ich kann auch anders. Gott sei Dank haben das einige Regisseure kapiert - spätestens seit meiner Rolle als mörderische Psychopathin in "Gone Girl -Das perfekte Opfer" - und trauen mir mittlerweile tiefere und komplexere Rollen zu als früher. Dafür bin ich sehr dankbar, denn ich habe doch ein ganzes Orchester in mir: Mal spiele ich die Violine, mal die Flöte, mal haue ich auf die Pauke. Glauben Sie mir: Ich kann wirklich in alle Richtungen explodieren."
Seit Beginn ihrer Karriere belegt sie immer wieder undurchschaubare, hintertriebene oder distanzierte Rollen. Bekannt geworden ist sie einst als - wie könnte es anders sein - böses Bond-Girl an der Seite von Pierce Brosnan und Halle Berry in "Die Another Day". Passenderweise hieß ihre Figur auch gleich noch Miranda Frost. Wobei sie in einem APA-Interview einmal sagte, dass das eher eine Bürde war.
Das Einzige, was es wirklich brachte, sei gewesen, dass sie nun mit Waffen umgehen könne. Nachdem habe sie zwei Mal so hart kämpfen müssen, um Rollen zu bekommen. "Die allgemeine Wahrnehmung ist ja nicht gerade, dass die 'Bond-Girls' fantastische Schauspielerinnen sind. Dabei war ich eher die Schurkin, und Halle Berry war das Bond-Girl, das die Zuseher mögen sollten." Trotzdem: missen will sie das nicht. "Aber es hat Spaß gemacht, und es war ein guter Anfang. Bis heute war es das größte Set, auf dem ich je war."
2005 spielte sie die verschlossene, ältere Schwester von Elisabeth Bennet (Keira Knightley) in der Jane-Austen-Verfilmung "Stolz und Vorurteil". Danach wollte sie etwas anderes machen, das ging aber gehörig schief, wie sie sagte: "Ich habe etwa in einer Videospielverfilmung namens 'Doom' mitgespielt, weil ich dachte, dass es nach 'Stolz und Vorurteil' lustig sein könnte, in einem Film mit 'The Rock' Monster zu töten. Aber es war ein schrecklicher Film und ich hätte nie zusagen dürfen."
Dafür gab sie im nächsten Film (2007), dem mit schlechten Kritiken ausgestatteten "Das perfekte Verbrechen", in einer kleinen Rolle wieder eine herbe und Ryan Gosling verführende Anwältin.
Abweisend in "The World`s End"
Natürlich kann sie auch anders. In der Tragikomödie "Ein Schotte macht noch keinen Sommer" spielt sie eine verletzliche, betrogene Ehefrau, die sich noch damit herum schlagen muss, dass ihre unbeaufsichtigten Kinder dem verstorbenen Opa ein "Wikinger-Begräbnis" zuteil werden lassen. Aber die Unnahbare kann sie trotzdem am besten. Etwa als eigensinnige Wissenschaftlerin in "Marie Curie". Und selbst wenn sie im lustigen Fach auftritt, muss sie doch ab und zu die Abweisende sein. Etwa in der schrägen Science-Fiction-Komödie "The World`s End" über eine ausgelassene Pub-Tour, die von bösen Robotern gestört wird. Dort lässt sie als Schwester eines Teilnehmers den anlassigen Protagonisten (Simon Pegg) wiederholt abblitzen.
Nicht abblitzen ließ sie die Musikgruppe Massive Attack. Für die spielte sie im Video zu "Voodoo In My Blood" mit. So wie man es von ihr gewohnt ist. Cool.