Akustisch gut abgeschottet
Dieses Haus heißt paradoxerweise Casa del Silencio, wörtlich aus dem Spanischen übersetzt „Haus der Stille”. Dabei dürfte es im Inneren eines mit Sicherheit nicht sein: still. Kann es gar nicht sein, denn der Auftraggeber und Bewohner ist ein Musiker. Und es wäre absurd, wenn ein Musiker keine Töne in geordneter Reihenfolge, Musik eben, produzieren würde.
Sehr wohl aber ist es in einer dicht besiedelten Wohngegend, wie es hier in der Nähe von Valencia der Fall ist, wünschenswert, wenn möglichst kein Laut nach außen dringt. Die Vorgabe an das Architekturbüro Fran Silvestre Arquitectos war damit rasch definiert.
Minimalismus ganz in weiß
Mit dem Interior Design wurde Alfaro Hofmann betraut. Der Meister des Minimalismus begann seine Tätigkeit ergänzend zum Verkauf von Möbeln in Valencia. Seine Projekte sind hauptsächlich auf den häuslichen und gewerblichen Bereich ausgerichtet.
Gleich an sein Studio im Vorort Valencias Godella angeschlossen ist die von Hofmann betriebene Alfaro Hofmann Collection. Die Sammlung und Ausstellung widmet sich der Kultur der Alltagsgegenstände des 20. Jahrhunderts, insbesondere der Haushaltsgeräte.
Life-Work-Kombi
„La Casa del Silencio” ist eine der letzten Arbeiten von Fran Silvestre Arquitectos. Das Architekturstudio arbeitet regelmäßig mit Alfaro Hofmann zusammen. Der Auftraggeber wollte Lebens- und Arbeits(t)raum kombinieren. Und so kombiniert das Haus nüchternes, elegantes Arbeitsambiente mit dem Luxus, über einen privaten Rückzugsort mit Pool zu verfügen, der mit seiner schlichten und klaren Wohnsprache überzeugt.
Es ähnelt ein wenig dem „Costa Brava Haus” von Architekt Phillip Mathieson an Kataloniens Küste.
Zweifach eingehülltes Tonstudio
Im Erdgeschoss ist das Aufnahmestudio untergebracht, ein Betongehäuse innerhalb eines Betongehäuses mit einer guten Akustik. Dieser Baukörper teilt die Ebene in den Eingangsbereich und den zugänglichen Bereichen des Hauses, die sich zum Garten und Schwimmbad hin öffnen. Dieses Geschoß ist durch Sichtbeton mit seiner natürlichen Farbgebung geprägt – sowohl im Außenbereich wie auch bei den Fußböden und im Schwimmbad.
Die Ebene darüber ist von weißem Kalkmörtel gekennzeichnet. Dieser omnipräsente Farbton zieht sich durch alle Räume im oberen Geschoß. Scheinbar abgeschottet von der Umgebung bietet sich fast so etwas wie eine Art intimer Innenhof. Hier kann man – obwohl ringsum andere Wohneinheiten stehen – Natur und Stille genießen.
Wir wollen stets größtmögliche Übereinstimmung herstellen: Einerseits wollen wir eine technische Antwort auf den spezifischen Kontext geben, andererseits Schönheit in das jeweilige Vorhaben mit einbauen. Und dann natürlich die Ansprüche jener zufrieden stellen, die an seiner Realisierung beteiligt sind: Mitarbeiter, Konstrukteure und Designer – vor allem aber die Nutzer.
International ausgezeichnet
Fran Silvestre Arquitectos wurde von einer Gruppe von Experten mit multidisziplinärem Ansatz gegründet. Für etliche der weltweiten Projekte im Wohn-, Kultur-, gewerblichen oder infrastrukturellen Bereich hat das Architektur- und Designstudio mit Sitz in Valencia internationale Preise und Anerkennungen erhalten, wie den Red Dot Design Award 2013, den NYCxDESIGN Award 2016 in New York, den German Design Award 2016 oder den ersten Preis in der Kategorie Produktdesign auf der XIII. spanischen Biennale für Architektur und Urbanismus.
Da das Projekt Teil der Identität derer wird, die es bewohnen, ist der Dialog immer präsent. Er ist ein unmissverständlicher Ausdruck ihrer Persönlichkeit oder ihrer Unternehmenskultur.
Das Unternehmen hat bereits sehr unterschiedliche Arten von Gebäuden realisiert: Einige mit sehr hohem Budget, andere mit sehr geringem. „Worauf wir in jedem Fall große Aufmerksamkeit legen: Auf die Wirtschaftlichkeit. Ressourcenverschwendung ist uns fremd. Zudem auf den Respekt vor der Umgebung. Und dann soll unsere Architektur auch den Lauf der Zeit überstehen, ohne zu veralten”, heißt es bei Fran Silvestre. Dies bedinge Innovation, Präzision, neue Materialien und Technologien, die das Leben der Menschen verbessern.
Text: Linda Benkö Fotos: Fernando Guerra
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